Der letzte Bär

Baerendenkmal
Wem es nichts ausmacht, mehrheitlich auf größeren Forstwegen zu gehen, der kann auf dieser Wanderung in den Wäldern zwischen Gernrode und Alexisbad ein paar markante Punkte besuchen.
Vom Wanderparkplatz am Sternhaus, etwa in der Mitte zwischen Gernrode und Mägdesprung gelegen, führt unser Weg zunächst zum Harzcamp „Bremer Teich“ mitten im Wald mit angeschlossenem Campingplatz. Schön in der friedlichen Waldruhe wirken weder die Campingbaracken noch die Staumauer, die den Teich hart begrenzt, und es ist mit Mitte April auch noch zu früh im Jahr, als daß junges Grün den Anblick abmildern oder überdecken könnte. Nichtsdestotrotz, für unseren Hund ist der zu dieser Zeit unbenutzt daliegende Teich, der 1796 als Fischteich angelegt wurde und später die großen Ballenstedter Mühlen versorgte (1), eine willkommene Abkühlung.

Von einigen Camperhunden beäugt, lassen wir das Harzcamp hinter uns liegen und erreichen auf dem Bärenweg bald das Bärendenkmal: an dieser Stelle starb im 17. Jahrhundert der letzte Harzbär. Weiter dem Bärenweg folgend, gelangen wir zum still daliegenden Bergrat-Müller-Teich, auf dem ein Stockentenpaar einsam seine Runden zieht.Buschwindroeschen am Baerenweg
Wer einkehren möchte, kann von hier aus noch ein kleines Stückchen geradeaus gehen und erreicht dann das „Blockhaus-Restaurant“ inmitten einer neuerrichteten Blockhaus-Ferienanlage. Dort angeschlossen ist auch ein Elchgehege, das besonders Kinder interessieren könnte – es gibt hier die Möglichkeit, eine Führung zu den zahmen Elchen mitzumachen.

Am Ostufer des Bergrat-Müller-Teichs gehen wir entlang, dann biegen wir auf benadeltem Pfad in nordöstliche Richtung zur Viktorshöhe hin ab. Nach Querung einer Forststraße erreichen wir bald das Naturdenkmal „Große Teufelsmühle“ auf dem Ramberg, eine Ansammlung von Granitblöcken aus Ramberggranit, die in Wollsack- bzw. Matratzenverwitterung in ihrer jetzigen Form entstanden sind.
Der Sage nach soll ein armer Müller in seiner Not seine Seele dem Teufel verschrieben haben, im Gegenzug sollte dieser ihm eine neue, leistungsfähige Mühle errichten, an der er sich 30 Jahre erfreuen dürfe, bevor seine Seele dem Teufel verfalle. Bis zum ersten Hahnenschrei sollte die Mühle fertig sein. Der Müller wurde von Angst gepackt, als er das schnelle Fortschreiten des Bauwerks bemerkte, und löste heimlich einen Stein aus der Mühle, der ins Tal rollte. Noch ehe der Teufel den Stein wieder heraufholen konnte, krähte der Hahn – aus Wut jedoch zerschmetterte der Teufel das gerade errichtete Bauwerk und erschlug den Müller mit einem Felstrümmer. (2) Sehr fern wirkt diese Sage hier oben in der Waldeinsamkeit, wo die Steinblöcke friedlich in Moos und Stille dahinschlummern, ein romantisches Harzbild abgebend.

Gespenstisch und öde dagegen wirken die allmählich verfallenden Gebäude eines Ferienheims und einer Ausflugsgaststätte, die bis zu Beginn der 90er Jahre Wanderer und Erholungsgäste anzogen – heute werden die Bauten vom Wald zurückerobert. Auch die in die Karte eingezeichneten Wege herab von der Viktorshöhe scheinen nicht mehr in derselben Form zu existieren. Wir entscheiden uns schließlich, querwaldein, unserem Richtungsgefühl folgend, die nächste Forststraße aufzusuchen, auf der wir dann beinahe schnurgeradeaus zügigen Schritts zum Sternhaus zurückkehren.

Den Abschluß der Wanderung bildet ein „Einkehrschwung“ im „Gasthof zum Bären“ in Gernrode, der seinen Namen aus der Erlegung des letzten Harzbären ableitet und an diese Geschichte erinnert.

Teufelsmuehle auf dem Ramberg

(1)laut Informationstafel am Bremer Teich
(2)vgl. „Die Teufelsmühle auf dem Ramsberge“, aus: Im Zauberbann des Harzgebirges, gesammelt von Marie Kutschmann, mit Holzschnitten von Theodor Kutschmann, neu herausgegeben von Eva Gussek, Verlag Dr. Bussert & Stadeler, Jena/ Quedlinburg 2002, ISBN 3-932906-26-8

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