Königshütte – Rübeland – Elbingerode

Warme Bode

Warme Bode

09.09.2012 – An diesem Septembermorgen beginnen wir unsere Wanderung am Parkplatz südlich von Königshütte. Über eine Brücke queren wir die Warme Bode und steigen über einen grasigen, mit lichten Baumgruppen bewachsenen Hang hinauf zur Ruine der Königsburg. Teile des Bergfrieds sind erhalten, Burggraben und Burgwall wurden wiederhergestellt. Auf einer Infotafel erfährt man:
„Der Königshof auf Bodfeld ist gewiss der geschichtsträchtigste Ort im Harz. Hier waren die deutschen Kaiser und Könige vom Jahr 916 – 1056 vertreten. Anhand von Urkunden kann davon ausgegangen werden, dass sich der Kaiser Otto I. dreimal, die Kaiser Otto II. und Otto IV. viermal und Kaiser Heinrich III. fünfmal auf Bodfeld aufgehalten haben. Die größte Bedeutung erlangte Bodfeld als Kaiserpfalz unter dem mächtigen Kaiser Heinrich III. von 1034 – 1056. Er erkrankte hier und verstarb nach 7-tägigem Krankenlager am 5. Oktober 1056 im Beisein des Papstes Viktor II. Ab diesem Zeitpunkt wird die Jagdpfalz Bodfeld von den deutschen Kaisern nicht mehr erwähnt.“
Später ging die Jagdpfalz in den Besitz des Bischofs von Halberstadt über, der sie zu einer festen Burg ausbauen ließ. Bewohnt war sie noch bis zum Jahr 1518, dann verfiel sie zusehends. Etwa ab 1709 sprach man von der „Ruine Königsburg“. Von 1897 bis 1901 wurde sie in Ausgrabungen freigelegt. (1)

An der Koenigsburg

An der Königsburg

Jemand hat mit dicker schwarzer Eddingfarbe „Keine Reise wert!“ auf der Infotafel notiert, dessen ungeachtet ist die Ruine eine wunderschöne Stelle im Wald, die zumindest ich jederzeit gerne erneut aufsuchen würde. Durch lichten Wald wandern wir hinunter zur Überleitungssperre, auch Talsperre Königshütte genannt, und wandern parallel zu ihr durch den Wald bis zur Staumauer. Die heutige Staumauer befindet sich nahe der Stelle, an der einst die Große Trogfurter Brücke über die Bode führte. Ihr Name stammt von der großen Handels- und Heerstraße, dem Trockweg, der an dieser Stelle einst die Bode querte, zunächst als Furt, dann in Form von Holzbrücken. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde eine steinerne Brücke über die Bode gebaut, die jedoch im April 1945 von der SS gesprengt wurde. Noch im selben Jahr baute man eine neue Brücke über die Bode; diese jedoch wurde 1956 vom Stausee geflutet. (2)

Jedoch wird der Brückenbau auch von einer Sage umrankt: einst soll ein armes Mädchen beim heimlichen Erbsenpflücken auf den Feldern eines reichen Oberkommissarius entdeckt und niedergeritten worden sein. Der Geist des Mädchens aber stattete in der Nacht nach der Beisetzung der Leiche dem Pfarrer zu Elbingerode einen Besuch ab und erzählte vom wahren Vorgang: man solle die Leiche nochmals ausgraben, der Schuldige würde sich, sollte er leugnen, durch drei Blutstropfen, die ihm aus der Nase fielen, verraten. Und wirklich kam es so; jedoch konnte sich der Oberkommissarius vom Tod durch den Strang durch Zahlung einer großen Summe freikaufen. Mit diesem Blutgeld soll die Trogfurter Brücke gebaut worden sein. (3)

Von der Staumauer hat man einen wunderschönen Blick über die Talsperre, dann wandern wir weiter durch den Wald nach Rübeland. Vom Aussichtspavillion Hoher Kneef blicken wir auf die Stadt, die vor allem durch ihre beiden Tropfsteinhöhlen, die Baumanns- und die Hermannshöhle, touristisch bekannt ist. Die Baumannshöhle hat selbst Goethe schon besichtigt; hier finden heute hin und wieder Theateraufführungen statt. Die Hermannshöhle ist besonders durch einen unterirdischen See gekennzeichnet, in dem Grottenolme leben – in Deutschland die einzige Stelle. (4)

Blick auf Ruebeland

Blick auf Rübeland

Wir steigen den Hang auf steilem Pfad nach Rübeland hinunter, queren die Boden und steigen westlich der Baumannshöhle auf der gegenüberliegenden Talseite wieder hinauf, nicht ohne den Blick auf Rübeland auch von der anderen Seite aus zu genießen. Nun wandern wir über weite Wiesenflächen geradewegs auf die Halden des Kalkwerks Kaltes Tal zu, das östlich von Elbingerode gelegen ist. Insbesondere von Süden kommen, ist der Anblick eher wenig erfreulich; blickt man von Norden auf die Halden, bietet sich wenigstens ein teilbegrünter Anblick. Direkt an der Halde vorbei wandern wir bis zum nächsten Waldrand, dann über die Wiesen nördlich der Halde bis zum Galgenberg. Fasziniert betrachten wir die Flugkünste einiger Rotmilane, die hier über uns kreisen.

Der Galgenberg war früher Gerichtsstätte für Elbingerode, das Pfingstgericht fand hier unter freiem Himmel statt. Die jungen Bürger wurden hier in Eid und Pflicht genommen, auch wurden die bürgerlichen Ämter hier verteilt. Ab dem 16. Jahrhundert stand hier der Elbingeröder Galgen (5). Noch bis 1761 soll der Galgenberg als Hinrichtungsstätte genutzt worden sein. (6)

Galgenberg

Galgenberg

Auf dem „Weg der Kaiser und Könige“ wandern wir nach Elbingerode hinein und vorbei an der Ruine des Schlosses Elbingerode, das 1753 durch einen Großbrand zerstört wurde, in südlicher Richtung auch wieder hinaus. Eine breite, geschotterte Wirtschaftsstraße führt nun lange Zeit am Gelände des Tagebaus Elbingerode vorbei, mitunter müssen wir schweren Fahrzeugen aus dem Weg gehen und werden dennoch von Staubwolken eingehüllt. Endlich haben wir wieder den Waldrand erreicht; zunächst auf breitem Forstweg, dann auf schmalem Waldpfad wandern wir weiter und erreichen die Wüstung der St. Andreaskirche mitten im Wald. Hier befand sich einst die Dorfstätte Lüttge Bodfeld; 1870 wurden die Überreste der Kirche ausgegraben (7). Viel sieht man nicht, im Wesentlichen nur einen von Pflanzen bewachsenen Wall (zumindest ist es das, was Laienaugen hier erkennen).

Immer weiter bergab wandern wir, bis wir die Überleitungssperre erneut erreichen; parallel dazu, aber nicht am Ufer entlang, führt unser Weg uns bis zu den ersten Häusern von Königshütte. Ein Wiesenpfad läßt uns zu einer schmalen Brücke über die Bode finden. Nicht weit entfernt befindet sich der Bodezusammenfluß, die Stelle, an der Kalte und Warme Bode ineinanderfließen. Einer Hinweistafel zufolge soll die Kalte Bode, die im Brockenfeld entspringt, tatsächlich durchschnittlich zwei Grad kälter sein als die Warme Bode, deren Quelle im Roten Bruch oberhalb von Braunlage liegt (8). Noch wenige Meter zu gehen, dann befinden wir uns wieder auf der Brücke über die Warme Bode und erreichen rasch unserem Ausgangspunkt vom Morgen. In idyllischer Landschaft endet für mich so die letzte Harzwanderung des Jahres 2012. Der Rest des Herbstes verfliegt im Umzugsstreß von Magdeburg zurück nach München.


(1) Infotafel an der Ruine Königsburg
(2) Infotafel an der Staumauer
(3) Infotafel an der Staumauer
(4) Infotafel bei Rübeland
(5) Infotafel am Galgenberg
(6) http://www.wissenswertes.ausflugsziele-harz.de/ausflugsziele-sehenswertes/kultur-geschichte/galgenberg-elbingerode.htm, abgerufen am 25.03.2013
(7) Infotafel am Standort
(8) Infotafel am Standort

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