Wieder einmal: Ismaninger Speichersee

Höckerschwan - Cygnus olor

Höckerschwan – Cygnus olor

01.02.2014: Die letzten Wochen bin ich kaum oder zumindest nicht ausreichend nach draußen gekommen, jetzt endlich ist es wieder so weit: ein ganzer Tag Naturerleben liegt vor mir, dazu auch ein Stück weit „physisches Austoben“. Ungefähr 40 km werden es werden; und natürlich bin ich zu spät losgegangen. Es ist schon 9 Uhr, als ich aufbreche, damit habe ich schon mehr als eine Stunde Helligkeit verschenkt und werde erst im Dunkeln zurückkehren. Das Ziel: erneut der Ismaninger Speichersee. Wieder gehe ich direkt von der Haustür aus los, es ist noch frostig. Als ich den kleinen Park erreiche, der westlich an den Englischen Garten angrenzt, knirscht noch Schnee unter meinen Füßen. Ein wenig Nebel liegt in der Luft; ich geh zügig weiter und habe bald den Mittleren Isarkanal erreicht. Von jetzt an führt mich mein Weg immer schnurgeradeaus nach Norden. Allzu viele Vögel sind nicht unterwegs, ich sehe immer wieder einige Stock- und Reiherenten, auch hin und wieder ein Paar Schellenten.

Stockentenhybride

Stockentenhybride

Auf der Höhe von Unterföhring entdecke ich eine eigenartige Ente, die ich nicht richtig zuordnen kann, vermutlich handelt es sich um eine Stockentenhybride. Sie ist grau mit kastanienfarbenen Kopf, weißer Brust und gefleckt gelb-schwarzem Schnabel. Sollte ich mit dieser Vermutung falsch liegen, bin ich für eine Korrektur dankbar. Weiter geht es über die Münchner Straße und nun ein kurzes Stück auf Asphalt weiter. Im Ufergebüsch des Isarkanals ertönt ein leicht schnarrender, aber leiser Ton: ein Trupp Schwanzmeisen ist unterwegs und schaut erstaunt auf mich herunter.

Schwanzmeise - Aegithalos caudatus

Schwanzmeise – Aegithalos caudatus

Nach einer kurzen Beobachtungspause geht es weiter am EON-Firmengelände vorbei und unter der Autobahn hindurch. Jetzt gehe ich wieder direkt am Kanal entlang, etwa eine Stunde bis zum Ismaninger Speichersee. Auf dem Wasser dasselbe Bild: Stock-, Reiher- und Schellenten, im Ufergebüsch Kohl- und Blaumeisen sowie einige Goldammern. Dann erreiche ich das kleine Kraftwerk am Seebeginn, gehe am Zaun entlang auf die andere Seite und habe nun das Westbecken des Sees erreicht.

Goldammer - Emberiza citrinella

Goldammer – Emberiza citrinella

Wieder: Stock-, Reiher- und Schellenten. Die Schellenten balzen und lassen ihren eigenartigen Ruf ertönen. Ein Silberreiher fliegt aus dem Ufergebüsch auf, aus dem Wasser ein Gänsesägerpaar. Auch hier führt der Weg immer schnurgeradeaus. Leider geht kurz vor mir ein Paar mit zwei Hunden, die auf und ab rennen. Nun mag ich Hunde normalerweise ausgesprochen gern, aber wenn man Wasservögel beobachten will, sind Hunde reichlich hinderlich: die Vögel ziehen sich vom dem Uferbereich weg in den offenen See hinaus zurück; und der See ist so groß, daß sie damit außer Reichweite meiner Kamera und meines Fernglases gelangen. Ich lege also eine Essenspause ein und gewinne damit einen gehörigen Abstand zu den Hunden. Dann gehe ich weiter. Riesige Ansammlungen an Reiher- und Tafelenten entdecke ich jetzt, dazwischen einige Zwerg- und Haubentaucher. Plötzlich ertönt der Pfiff des Eisvogels, und eine blau leuchtende Kugel schießt ins nächste Ufergebüsch: das ist er gewesen. Näher zu sehen bekomme ich ihn allerdings nicht.

Reiher- und Tafelenten - Aythya fuligula und Aythya ferina

Reiher- und Tafelenten – Aythya fuligula und Aythya ferina

Gegen 14 Uhr habe ich den Mitteldamm des Sees erreicht, der West- und Ostbecken voneinander trennt. Und hier, beim Blick auf das Ostbecken, dann die Überraschung des Tages: hinter einer Ansammlung aus Reiher-, Tafel- und Kolbenenten sind zwei helle Vögel auf dem Wasser zu sehen. Das ist etwas anderes! Schnell das Fernglas herausgezogen! Und wirklich: es sind Sterntaucher in ihrem gepunkteten Winterkleid! Ich bin hellauf begeistert, allein dadurch hat sich die Wanderung schon gelohnt. Noch nie in meinem Leben habe ich bisher Sterntaucher gesehen! Sterntaucher sind keine Brutvögel in Deutschland, sondern nur mehr oder weniger häufig auftauchende Wintergäste.

Sterntaucher - Gavia stellata

Sterntaucher – Gavia stellata

In bester Laune gehe ich weiter, diesmal nicht geradeaus am Ostbecken entlang, sondern über den Mitteldamm und hinter dem Mitteldamm über den „Sackgassendamm“ (Süddamm) am Ostbecken entlang, der bis zum Kraftwerk am Ende des Sees führt, ohne Weitergangsmöglichkeit. Man muß also dieselbe Strecke wieder zurück, dennoch ist dieser Damm eine guter Ort für Beobachtungen. Zwischen Stock-, Reiher- und Tafelenten entdecke ich einige Pfeifenten, sowohl männliche als auch weibliche Tiere. Viele Höckerschwäne und Graugänse runden das Bild ab; ein Mann mit Hund erzählt mir, er habe im Februar hier sogar einen Flamingo gesehen.

Pfeifenten - Anas penelope

Pfeifenten – Anas penelope

Hinter einigem Weidengebüsch pfeift wieder ein Eisvogel, und diesmal sehe ich ihn: er fliegt auf eine niedrig über das Wasser hängende Weide und bleibt dort eine ganze Weile sitzen. Wunderschöne Farben! Noch ein kurzes Stück, dann habe ich das Ende des Damms erreicht und entdeckt neben Stock-, Reiher- und Tafelenten nochmals einige Pfeifenten sowie einen Mandarinentenerpel.

Eisvogel - Alcedo atthis

Eisvogel – Alcedo atthis

Halb drei ist es jetzt, höchste Zeit für den Rückweg. Mittlerweile hat der Himmel zugezogen, der strahlende Sonnenschein ist dichten Wolken gewichen. Hin- und Rückweg sind identisch, ich gehe bis zum Mitteldamm, den Mitteldamm entlang (die Sterntaucher sind inzwischen verschwunden) und bewundere von dort aus das faszinierende Licht, das nunmehr über dem See herrscht. Dann geht es am Westbecken zurück. Im Ufergebüsch entdecke ich auch hier Schwanzmeisen sowie ein paar Wintergoldhähnchen, und ein Zaunkönig schimpft über die unerhörte Störung seiner Futtersuche. Es beginnt leicht zu regnen, hört aber bald wieder auf. Als ich das Ende des Sees erreiche, beginnt es zu dämmern, und die letzten zwei Stunden lege ich im Dunkeln zurück. Anstrengend war die Wanderung auf alle Fälle, aber sie hat sich absolut gelohnt!

Ismaninger Speichersee - Damm am Ostbecken

Ismaninger Speichersee – Damm am Ostbecken

Ismaninger Speichersee - Westbecken

Ismaninger Speichersee – Westbecken am Abend

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