Dümmer

26.04.2015: Lembruch – Beobachtungsturm Nord – Olgahafen – Dobben – Beobachtungsturm West – Huntemündung – Ochsenmoor – Hüde – Hohe Sieben – Beobachtungsturm Ost – Lembruch.

Feldschwirl - Locustella naevia

Feldschwirl – Locustella naevia

Bereits eine Woche nach meinem ersten Besuch am Dümmer zieht es mich wieder dorthin. Die Aussicht auf mir noch unbekannte oder zumindest wenig bekannte Vogelarten ist zu verlockend. Wieder parke ich am Lohnewinkel in Lembruch, gehe die Straße entlang bis zum See. Diesmal allerdings habe ich vor, mich zuerst nach Norden zu wenden und den See in umgekehrter Richtung zu umrunden. Das Wetter ist heute durchwachsen, Regenschauer wechseln sich mit Sonne ab. Dadurch sind weit weniger Menschen unterwegs als am letzten Wochenende, und der Boden ist weicher und damit angenehmer zu gehen. Meine erste Entdeckung sind drei Schwarzhalstaucher, etwas weiter draußen auf dem See. Auf den Wiesen landeinwärts grasen zahlreiche Graugänse, es sind aber auch einzelne Brandgänse darunter, die zu den Halbgänsen – Tadorninae – gehören. Ein Vogel, den man sonst eher am Meer erwartet als im Binnenland.

Brandgans - Tadorna tadorna

Brandgans – Tadorna tadorna

Im Schilfgürtel sitzt recht nahe des Wegs eine Rohrammer. Gar nicht so einfach, den kleinen Vogel zu fotografieren! Zwar sitzt er still und singt, jedoch wiegen sich die schwankenden Halme im Wind und tragen ihn immer wieder aus dem scharf gestellten Blickfeld der Kamera. In einem kleinen Graben steht ein Graureiher und sucht nach Nahrung. Ein Gesang im Gebüsch: Hier singt eine Nachtigall! Leider zeigt sie sich nicht, und so gehe ich weiter, nachdem ich ihr gebührend gelauscht habe. An einem Schilfstreifen bleibe ich erneut stehen: ein schnurrendes Geräusch läßt mich gebannt die Halme absuchen. Und wirklich, ich habe Glück! Der Urheber der sonderbaren Laute ist gefunden! Es ist ein Feldschwirl, ein kleiner, unscheinbarer brauner Vogel, durch gute Tarnung im Schilf kaum zu entdecken. Wie schwer, sieht man auf dem beigefügten Foto… Seinen Gesang kann man sich beispielsweise auf der Seite „Vogelwarte Schweiz“ anhören.

Rohrammer - Emberiza schoeniclus

Rohrammer – Emberiza schoeniclus

Baumpieper - Anthus trivialis

Baumpieper – Anthus trivialis

Dorngrasmücke - Sylvia communis

Dorngrasmücke – Sylvia communis

In den Dobben, dem Bruchwald am Westufer, läßt mich erneut ein Vogelgesang innehalten: ein Baumpieper! Und wieder gelingt es mir, den Vogel im Wipfel einer Erle zu entdecken. Auch dieser Gesang wird von der „Vogelwarte Schweiz“ im Netz bereitgestellt. Weiter gehe ich in Richtung Huntemündung. Es gibt nicht nur Vögel am Dümmer, auf den Wiesen des Westufers „spielen“ Feldhasen. Faszinierend, den schnellen, lebensfrohen Tieren zuzusehen! Nachdem ich die Huntemündung überquert habe, entscheide ich mich, den See zu verlassen und ein Stück durch das südlich gelagerte Ochsenmoor zu gehen. Eine gute Gelegenheit, um nach Limikolen Ausschau zu halten. Neben zahlreichen Kiebitzen beobachte ich einige Uferschnepfen und die variantenreichen Kampfläufer. Faszinierend ist, wie wenig Scheu die Vögel vor dem Menschen zeigen; vielleicht liegt es daran, dass der Dümmer stark von Besuchern frequentiert wird. Selbst den Balzflug der Bekassine, das typische Meckern, erzeugt durch spezielle Federn, sehe ich hoch über mir stattfinden – das erste Mal in meinem Leben. Die Sumpfdotterblume blüht, und in den flachen Kleingewässern schnäbeln zwei Schnatterenten umher. Graugänse finden sich nahezu überall. In der Ferne, vor einem Baumbestand, grast ein Reh. Bald erreiche ich wieder das baumbestandene Seeufer mit seinen zahlreichen kleinen Singvögeln. Eine Dorngrasmücke zeigt sich besonders zutraulich und läßt sich aus nächster Nähe fotografieren.

Feldhasen - Lepus europaeus

Feldhasen – Lepus europaeus

Kampfläufer - Philomachus pugnax

Kampfläufer – Philomachus pugnax

Uferschnepfe - Limosa limosa

Uferschnepfe – Limosa limosa

Auf den Wiesen kurz vor Hüde ist ein ganzer Sprung Rehe zu sehen; man könnte sich einbilden, die Tiere seien wegen des endlich eingekehrten Frühlings besonders fröhlich. Kurz vor Hüde quere ich den Marler Graben. Zahlreiche große Fische liefern sich hier ein buntes Treiben, das ich mangels Fischkenntnissen nicht einordnen kann; inmitten dessen sitzt stoisch ein Bläßhuhn auf seinem Nest. Ob ihm die Fische wohl Angst machen? Immerhin sind sie mehrfach so groß wie der doch recht kleine Vogel… Geht man hier am Graben in ortsferne Richtung, findet man sich inmitten einer Saatkrähenkolonie wieder, die einen enormen Lärm veranstalten. Nach diesem kurzen Abstecher wende ich mich Hüde zu und passiere die Promenade, vorbei an Segelclubs. Ein Kormoran hat einen recht großen Fisch erbeutet und müht sich redlich ab, diesen zu verspeisen. Tatsächlich – er schafft es…

Schnatterente - Anas strepera

Schnatterenten – Anas strepera

Saatkrähe - Corvus frugilegus

Saatkrähe – Corvus frugilegus

Kormoran - Phalacrocorax carbo

Kormoran – Phalacrocorax carbo

Erneut mache ich einen Abstecher, weg vom See, und folge den Wegweisern zum Naturschutzgebiet „Hohe Sieben“. Es geht zunächst durch den Ort, dann recht langweilig über die Felder und an einer Straße entlang auf asphaltiertem Weg zurück zum See. Fazit: nicht zu empfehlen, den Abstecher kann man sich sparen…
Mit einigen Zilpzalps, einem Graureiher, zahlreichen Feldhasen und erfreulicherweise auch einigen Schafstelzen geht die Wanderung gemütlich in Lembruch dem Ende entgegen. Doch ein Höhepunkt folgt ganz am Ende. Am Lembrucher Sandstrand rasten zahlreiche Schwalben. Schwalben, meint man, gibt es doch überall. Aber hier sind es nicht einfach nur Schwalben: alle drei heimischen Arten haben sich an einer einzigen Stelle versammelt: Rauch-, Mehl- und selbst die etwas selteneren Uferschwalben. Uferschwalben habe ich auch noch nie zuvor im Leben „live“ gesehen, kannte sie bislang nur aus Büchern. Was für ein wunderbarer Tagesabschluß! Noch nicht ganz: draußen, auf dem See, schwimmt etwas Schwarzes zwischen den blütenweißen Höckerschwänen: ein Trauerschwan. Eine Verkäuferin an einem Imbiß erzählt mir, daß schon viele Jahre kein Trauerschwan mehr am Dümmer gesichtet worden wäre. Diesen Vogel beobachtet sie seit dem Sturm am 31. März – das ist der Tag, an dem ich nach Norden, nach Lohne, gezogen bin. Eine sonderbare Verbindung… ob der Schwan wohl – im Gegensatz zu mir – geblieben ist?

Zilpzalp - Phylloscopus collybita

Zilpzalp – Phylloscopus collybita

Uferschwalbe - Riparia riparia

Uferschwalben – Riparia riparia

Trauerschwan - Cygnus atratus

Trauerschwan – Cygnus atratus

Dieser Beitrag wurde unter Landschaften abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.