Bad Harzburger „Hausrunde“


Weg auf den Burgberg bei Bad HarzburgMit Bad Harzburg eng verbunden ist für mich eine kleine, etwa dreistündige Wanderung in der näheren Umgebung. Auch hier weiß ich nicht mehr, wie oft ich diese Wanderung schon gegangen bin; auf jeden Fall wesentlich häufiger als die ein wenig früher erwähnte Brockenwanderung. Schon als Kind „mußte“ ich sie mitgehen, damals eher unfreiwillig und hauptsächlich durch die Erzählungen meines Vaters am Laufen gehalten, irgendwann dann freiwillig und begeistert, ist sie doch so ein Stück „Heimkommen“, lange Jahre über das erste „Harzgefühl“ nach ein paar Monaten ohne Aufenthalt in diesem besonderen Mittelgebirge.
 
Auch hier geht es ein Stück die Bummelallee hoch, allerdings biegt man an der Fußgängerampel, die die Bummelallee bis zum Haus der Natur fortsetzt, nach links ab und überquert, wieder an einer Fußgängerampel, die große Bundesstraße Richtung Braunlage. Auf der anderen Seite der Bundesstraße befindet sich ein kleiner Parkplatz, und ein schmaler, gekiester Waldweg biegt hangaufwärts in den Wald ab. An der Schule geht es nach rechts den Burgberg hinauf. Jedesmal ein Glücksgefühl, den Kies unter den Schuhen zu haben, den vertrauten, ruhigen Bergschritt eingeschlagen, den Geruch nach Fichten und Sommerstaub in der Nase. Ende September, als ich diese Wanderung das letzte Mal ging, schien es, als wolle der Herbst den Sommer überholen… an einem kleinen Ausblick über das Tal und die Wälder leuchten die Vogelbeeren rot aus dem Grün. Ein kurzer Aufenthalt, dann geht es weiter bergan. Mir fehlt mein Hund – er tut sich mittlerweile schwer, diese Strecke zu gehen, hier zu steigen, vor allem bei solchen Temperaturen – das muß nicht mehr sein. Aber er ist doch untrennbar mit dem Harz verbunden, hat mich auf ungezählten Kilometern immerzu begleitet und mir in einzelnen, seltenen, unheimlichen Begegnungen mit Menschen mit seinem instinktiven Schutzverhalten weitergeholfen, und insbesondere sein Orientierungssinn war besser als jede Karte….
 
An diesem Tag bin ich alleine unterwegs, und so kommen und gehen Erinnerungen, wirkt die Stille der Natur. Keiner quatscht, keiner quasselt, diese Alleingänge sind mir mit den Jahren unverzichtbar wichtig geworden. Die Natur setzt alle Probleme auf ihr menschliches, geringes Maß zurück und läßt sie in den Hintergrund treten – wichtig in diesem Jahr, das man eigentlich – genauso wie das letzte – aus meinem Lebenskalender streichen sollte. Aber es ist ja noch nicht ganz vorbei…
 
Wegweiser an der SaeperstelleOben am Burgberg angekommen, könnte man noch einen Abstecher nach links machen, um die Canossasäule – ein Obelisk zu Ehren Bismarcks auf dem Großen Burgberg – sowie die Überreste der Harzburg zu besichtigen, aber ich habe beides schon so oft gesehen, daß ich mir diesen Abstecher schenke. Weiter geht es also nach rechts durch lichte Waldlandschaft mit zahlreichen Ebereschen. An der nächsten Weggabelung geht es noch weiter geradeaus, dann, noch eine Gabelung weiter, der Säperstelle, zweigt nach links ein breiter Weg durch dunklen Fichtenwald ab.

Als sich der Wald in eine Lichtung öffnet, stehe ich vor dem Kreuz des Deutschen Ostens, eine stille Gedenkstätte im Wald, die an die Heimatvertreibung und die ehemals deutschen Ostgebiete erinnert.Kreuz des Deutschen Ostens Das Kreuz, 1998 vom Blitz zerstört, wurde wieder aufgebaut, und steht so wie eh und je, kreisförmig umgeben von rauhen Steinen, einer für jedes Gebiet, auf die die Wappen der Ostgebiete aufgemalt sind. Es ist eine der schönsten Stellen um Bad Harzburg, von einer würdigen Ruhe umgeben. Keiner lärmt hier, das Gras wird sanft und friedlich von der Sonne beschienen, weit weg von Alltagshektik und Menschenmassen. Vielleicht gibt es überhaupt keinen würdigeren Platz für eine solche Gedenkstätte als diesen. Nur die Vögel singen, oft schon bin ich hier im Gras gesessen, ein Buch in den Händen, den Hund schlafend neben mir. Auch an diesem Tag bleibe ich eine zeitlang hier sitzen. Dann stehe ich auf und gehe weiter, sehr viel Zeit habe ich nicht, meine Schwester kommt abends, um mit mir ein paar Tage zu wandern.

Der Weg führt weiter durch Fichtenwald, diesmal neu erstehenden nach einem Kahlschlag, dann auf breiter Forststraße zu den Rabenklippen – dort liegt ein Gasthaus im Wald, direkt neben imposanten Felsklippen, von denen aus man den Brocken liegen sieht. War die Wanderung bisher noch still gewesen, wird es hier laut und bunt, viele Menschen sind unterwegs und nutzen die Einkehrmöglichkeit. Das Luchsgehege liegt nah, aber kein Luchs ist zu sehen. Nun geht es bergab nach Bad Harzburg zurück, der Weg führt zunächst weiter die Forststraße entlang, dann kann man nach links auf schmalen, weichen Waldweg am Bach entlang abbiegen. Am Märchenwald erreicht man Bad Harzburg – die Rückkehr in den Harz ist wieder einmal vollzogen.

 
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