Erster Mai – ein Sommertag an der Elbe


Sommertag an der ElbeEigentlich hätte auch für den ersten Mai wieder eine Harzwanderung auf dem Plan gestanden. Aber wie es eben manchmal so geht: der Vorabend wird mit einem Mal viel zu lang, erst lange nach Mitternacht geht’s ins Bett, und am nächsten Morgen kommt man nicht früh genug aus den Federn – fatal, wenn sich ein erster Sommertag mit entsprechend sommerlichen Temperaturen ankündigt. Um 11 Uhr braucht man dann nicht mehr aufzubrechen. Was also nun, in mittäglicher Hitze?

An die Elbe fahren! Ein entspannendes Buch dabei, und den ersten Sommertag, im Schatten unter Bäumen am Fluß liegend und lesend genießen!

Hier heraus zu kommen, in die Elbauen bei Hohenwarthe, ist jedesmal, so auch an diesem Tag, wie eine Rückkehr ins Paradies, ein übriggebliebenes Stück vom Garten Eden, das bis zum heutigen Tag weiterbesteht. Nur ein Grasweg führt hier hinaus, der Blick schweift über ein weites, sich im Winde wiegendes Gräsermeer, eine Goldammer singt ziehend ihr „Wie, wie hab ich Dich lieb“ – bittersüß genau meine eigene Stimmung aufnehmend.

Wie gut tut die erste Sommersonne auf der Haut, der Sandstrand der Elbbuchten unter den Füßen, die Gedanken abgleitend in die zauberhafte Sagenwelt des Harzes, im Nachdruck eines alten Buches der Jetztwelt zugänglich. Ein Ferientag wie in der Kindheit. Am ersten Mai gibt es eine Berufsgruppe, die mir jedes Jahr aufs Neue kurze Zeit ein wenig leid tut: während alle anderen den freien Tag genießen, müssen unzählige Polizisten ihren Kopf zwischen verfeindete Demonstranten oder zur Eingrenzung aggressiver Demonstranten hinhalten – im Gegensatz zu den Demonstrierenden unfreiwillig.

Eine Bachstelze tippelt am Ufer hin und her und fängt in kurzen Abständen in raschem Lauf oder schnellem Auffliegen ein Insekt nach dem anderen, Möwen folgen den vorbeiziehenden Schiffen, und eine Rabenkrähe schöpft alle paar Minuten Wasser – oder Futter? – aus dem unter der Sonne dahinziehenden Strom.

Erst, als die Abenddämmerung einbricht, löse ich mich von diesem wunderbaren Stück Erde, die Seele voller Sonne, Sagen und Wind. Es ist lange her, daß ich eine ähnliche Ausgefülltheit von Glück wie an diesem Tag empfunden hätte, an dem die Schatten des Lebens endlich einmal ganz in den Hintergrund getreten sind.
Beinahe hätte ich vergessen gehabt, wie schön das Leben sein kann – die Elbauen haben mich wieder daran erinnert.

Sonnenuntergang Elbauen

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Eine Antwort zu Erster Mai – ein Sommertag an der Elbe

  1. Jörmund sagt:

    Es ist immer wieder eine wunderbare Erfahrung, wie reinigend und heilsam ein Tag abseits der Hektik, inmitten der Natur sein kann. Viel zu selten gönnt man sich solche Momente.

    Liebe Grüße!
    Jörmund

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