Kaiserwetter. Die Sonne strahlt, als ich am Weiher ankomme; über mir segelt eine Gans rufend über den See. Moment mal – so ruft doch keine Graugans? Das Fernglas raus, da landet sie schon, auf einem kleineren Weiher neben dem „Dechsi“, wie der Dechsendorfer Weiher liebevoll genannt wird. Ja, es stimmt. Es ist keine Graugans, sondern eine Streifengans. Streifengänse sind eigentlich nicht heimisch in Deutschland, Gefangenschaftsflüchtlinge bzw. frei fliegende Ziervögel sind aber stellenweise in der Natur anzutreffen, bilden aber bisher keine selbsterhaltende Population. Eigentlich leben Streifengänse in Asien. Sie sind kleiner und hellgrauer als eine Graugans, eher zierlich mit charakteristischen Kopf- bzw. Nackenstreifen, die ihr den Namen gaben. Schon als Kind habe ich die Streifengänse geliebt. Damals gingen wir oft in den Ferien von Oberammergau aus ins Graswangtal. Ganz am Ende, am Waldrand bei Graswang, gab es den Fischerwirt. Dieser hatte einen größeren Teich mit allerhand Ziervögeln: Mandarinenten, Brautenten, verschiedene Hühner (z.B. Sebright- und Seidenhühner), freilaufende Pfaue und eben auch die Streifengänse, auf die er besonders stolz war. Auch in München sieht man hin und wieder Streifengänse im Englischen Garten, die sich meist zwischen den Graugänsen aufhalten, beispielsweise am Kleinhesseloher See. Hier aber habe ich bisher noch keine gesehen, wieder eine neue Art für mich am Dechsi. Insgesamt kommt der Frühling nun mit schnellen Schritten: die Huflattiche blühen, die Landschaft wird allmählich grün. Auf dem Weiher lassen sich Haubentaucher schlafend wie kleine Böötchen treiben und auch beim Fischen beobachten. Weiter geht es, zum Kleinen Bischofsweiher und noch weiter nach Norden, zu den kleinen Weihern dahinter. Hier, auf dem Neuweiher, eine neue Entdeckung: die einzelne Brandgans aus der letzten Woche hat offenbar eine Spontanvermehrung um 100 % erfahren – jetzt sind es zwei! An blühendem Scharbockskraut, einem Höckerschwan auf dem Nest und kämpferischen Blässhühnern vorbei mache ich mich auf den Rückweg.
Streifengans – Anser indicus
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