Zwischen Heimburg und Benzingerode

Blausternchen in Heimburg

Blausternchen in Heimburg

05.04.2015: Heimburg – Burgberg – Heimburg – Ziegenberg – Arschkerbe – Stapenberg – Benzingerode – Struvenberg – Ziegenberg – Heimburg

Im Ortszentrum von Heimburg liegt der Startpunkt dieser Wanderung; dort befindet sich ein kleiner Besucherparkplatz. Vorbei an einem Denkmal für die Toten beider Weltkriege gehe ich zunächst durch den beschaulichen kleinen Ort nach Nordosten. Hinter einem alten Gemäuer zweigt der Weg ab zur Ruine der Heimburg. Noch ein paar Meter durch den Ort geht es, dann durch verwilderte Streuobstwiesen bergan. Schon im 10. Jahrhundert hatte sie Bestand; sie diente wohl der Sicherung der Zugangswege zu umliegenden Pfalzen und Bergbaugebieten. 1654 wird sie bereits als Ruine genannt. Danach diente sie der umliegenden Bevölkerung als Steinbruch; 1891 bis 1894 wurden ihre Überreste zu großen Teilen von Heinrich Brinkmann ausgegraben; zudem wurde versucht, den Burgberg als Landschaftspark zu gestalten. Anfang der 1980er Jahre entstand in der ehemaligen DDR ein Beobachtungsbunker, dessen Bau Teile der Restburg zerstörte. Seit 1990 wurde die Burg der Bevölkerung wieder zugänglich gemacht (1).

Lindenkreis von Heimburg

Lindenkreis von Heimburg

Weltkriegsmahnmal in Heimburg

Weltkriegsmahnmal in Heimburg

Betritt man die Hügelkrone, auf der die Überreste der Heimburg stehen, steht man zunächst vor einer seltsamen Anlage: neun alte, knorrige Linden, kreisförmig gepflanzt. Unwillkürlich fragt man sich, was für eine Bewandtnis es damit hat. Diente dieser Lindenkreis einem Brauchtum? Oder hatte er praktische Gründe? Vielleicht Überreste der gärtnerischen Gestaltung? Leider gibt keine Informationstafel über dessen Ursprung Auskunft – oder vielleicht glücklicherweise, weil somit Raum für Phantasien bleibt, die von der Realität unmöglich übertroffen werden könnten?

Ziegenberg

Ziegenberg

Am höchsten Punkt des Burgbergs steht ein kleiner Aussichtspavillion – von hier aus genießt man einen schönen Blick auf den gegenüberliegenden Höhenzug Ziegenberg – Struvenberg, mein nächstes Ziel. So verweile ich hier oben nur kurz und steige dann zurück, hinunter in den Ort, in dem österlich die Blausternchen blühen. An der Kirche vorbei geht es erneut bergauf, zunächst durch den Ort, dann zweig ein schlammiger Pfad zum Ziegenberg hin ab. Vor mir geht ein Mann mit Wanderstöcken, und ich wundere mich, warum er auf einmal so langsam wird. Eigentlich sah er doch gar nicht so unfit aus… dann erreiche ich das betreffende Wegstück und wundere mich nicht mehr, denn mir geht es an dieser Stelle auch nicht anders: der lehmige Boden ist durch Regen aufgeweicht und schmierig-glatt geworden. Doch ist es glücklicherweise nur ein kurzes Stück; direkt am Ziegenberg wird der Boden wieder griffiger. Der noch winterkahle Ziegenberg mit seinem derzeit graubraunen Halbtrockenrasen fasziniert durch seinen öden Anblick, nur durch dunkelgrüne Kiefern belebt. Ein Bussard schreit seinen miauenden Ruf. Ein Bussard? Doch wo steckt der Vogel denn? Kein vertrautes Kreisen in der Luft, der Himmel ist blau ohne jede Greifvogelsilhouette. Wieder der Ruf. In einem Gebüsch aus verwilderten Obstbäumen sitzt ein Vogel. Ein Bussard? Zu klein…

Arschkerbe zwischen Ziegen- und Struvenberg

Arschkerbe zwischen Ziegen- und Struvenberg

Das Fernglas schafft Abhilfe: der Vogel, der den Bussardruf ertönen läßt, ist ein Eichelhäher, der den Ruf nachahmt! Faszinierend! auf schmalem Pfad geht es nördlich der Gipfellinie am Hang entlang bis zu der Einkerbung, die zwischen Ziegen- und Struvenberg liegt. Sie hat einen treffenden Namen bekommen – Arschkerbe… Hier steht eine Rastbank mit Tisch, ein guter Platz für eine Pause. Unter der Bank schimmert es rot. Müll? Ja, gewissermaßen: es sind die Überreste von bemalten Ostereiern. Lustigerweise schimmert es nicht nur rot, sondern auch weiß; klar und deutlich sind die Buchstaben „SPD“ zu erkennen. Leider haben die Genossen bei ihrer Ostergabe vergessen, die Empfänger darauf hinzuweisen, daß Müll nicht in der Landschaft entsorgt werden sollte, oder setzen sie auf natürlichen Alterszerfall? Man weiß es nicht so genau…

SPD-Eier

SPD-Eier

Damwild - oder: Du kannst mich mal...

Damwild – oder: Du kannst mich mal…

Auf einer Infotafel steht über den Ziegenberg Folgendes: „Der Ziegenberg ist ein Teilstück der Nordrand-Aufrichtungszone des Harzes. Während der Heraushebung des Harzes wurden vorher horizontal liegende Schichten des Vorlandes steilgestellt bzw. übergekippt. Es überwiegen Schichten des Muschelkalkes.“ An dieser Stelle verlasse ich den Ziegenberg-Struvenberg-Höhenzug, gehe noch ein kurzes Stück an dessen südlichem Rand entlang und biege dann nach Südwesten durch das Hellbachtal ab. auf dem Weg zum Waldrand passiere ich ein Wildgehege mit Damwild. Schnöde drehen mir die Tiere den Hintern zu und gucken gelangweilt vor sich hin. Am Waldrand angekommen, schleicht ein Fuchs über den Weg, ganz langsam sogar. Er sieht mich nicht, ich bleibe stehen und bewege mich kaum, versuche nur, die Kamera herauszuholen. Beinahe ist es gelungen, da kommt mit Tempo ein Forstauto herangebrettert – der Fuchs verschwindet, ohne fotografiert worden zu sein. Schade, irgendwie. Wahrscheinlich ist das der einzige Moment des Tages, an dem an dieser abgelegenen Stelle ein Auto vorbeikommt. Nun ja – man kann nicht alles haben. Weiter geht es durch Wald, nun nach Westen Richtung Benzingerode. Sumpfmeisen begleiten meinen Weg, lassen sich aber ebenfalls nicht fotografieren; ich bin einfach zu langsam. Auf der Höhe von Benzingerode zweigt ein Weg nach Südwesten ab, weiter in den Wald hinein und steil bergauf. Diesen Weg gehe ich nun, um zum Stapenberg hinaufzuschnaufen. Ganz schön steil ist es hier! Am Wegrand liegen noch Schneereste. Verschwitzt und außer Puste habe ich es dann endlich geschafft: ich stehe auf dem Stapenberg, der von einem hübschen Rastplatz, ginsterbestanden, gekrönt ist. Leider hat man keine Aussicht auf das Harzvorland; ausschließlich über die südlich angrenzenden Waldzüge.

Auf dem Stapenberg

Auf dem Stapenberg

Dorfkirche Benzingerode

Dorfkirche Benzingerode

Denselben Weg geht es nach einer kurzen Rast wieder hinunter und über die Straße „Am Stapenberg“ hinein nach Benzingerode. Am besten geht man diese Straße bis zum Ende und erreicht dann über die Bergstraße die Hauptstraße (Wernigeröder Straße). Hier erreicht man die wunderschöne Dorfkirche dieses kleinen Ortes, die aussieht wie ein Miniaturdom. Sie ist einen zweiten und dritten Blick vollkommen wert! An ihr vorbei gehe ich jetzt und biege nach rechts über die Ziegeleistraße wieder zum Struvenberg-Ziegenberg-Höhenrücken ab. Ein Haus trägt eine wunderschöne Fassadenmalerei, ein Gespann auf einem Getreidefeld. Am Fuß des Struvenbergs zweigt ein Weg ab, der wieder hinauf auf den Höhenrücken führt, wieder geht es steil bergan. Hier oben stand einst die Struvenburg; aber nur noch Erdwälle zeugen von ihrer einstmaligen Existenz. Als Rückweg habe ich mir den Gipfelpfad ausgesucht, er verläuft über die höchste Stelle des Höhenrückens und wechselt zwischen Halbtrockenrasen und Kiefernwäldchen, immer wieder bergauf und bergab führend, der Landschaft angepaßt. Gegen Ende ergeben sich wunderschöne Ausblicke auf Heimburg und den etwas entfernter liegenden Regenstein. So schön ist es hier! Aufziehende Regenwolken lassen mich dennoch meinen Schritt beschleunigen, und bald stehe ich wieder am Ausgangspunkt im Zentrum des Dörfchens Heimburg.

Auf dem Struvenberg

Auf dem Struvenberg

Blick auf Heimburg unter dem Regenstein

Blick auf Heimburg unter dem Regenstein


(1) vgl. Informationstafeln am Fuß und Gipfel des Burgbergs von Heimburg

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