Okertal

09.07.2014: Romkerhalle – Verlobungsinsel – Romkerhalle – Hallesche Hütte – Waldpädagogikzentrum Ahrendsberg – Okertalsperre – Staumauer – Romkerhalle

Roter Fingerhut - Digitalis purpurea

Roter Fingerhut – Digitalis purpurea

Der erste Tag im Harz seit langem. Auch seit langem nicht mehr richtig draußen unterwegs gewesen; Winter und Prüfungen haben ihre Spuren in der Kondition hinterlassen und auch die Stimmung ist noch nicht aufs Wandern eingestellt. Der Vormittag war verregnet, nun sind die Wolken aber doch noch aufgerissen und ich gehe am Parkplatz im Weiler Romkerhalle los. Zunächst habe ich einen Abstecher zur Verlobungsinsel in der Oker vor; es hieß, sie sei einen Blick wert. Mich führt also ein schmaler Weg, der hinter dem Gästehaus in Romkerhalle beginnt, die Oker abwärts. Die Rückfront der Häuser zeigt, daß sie alle schon deutlich bessere Zeiten erlebt haben; der Weg ist matschig und rutschig vom vorausgegangenen Regen, und die rechte Harzlaune will sich noch nicht einstellen. Nach etwa einer Viertelstunde habe ich die Insel erreicht, auf die eine Holzbrücke führt und die mit rundgewaschenen großen Steinen bedeckt ist.

Romkerhaller Wasserfall

Romkerhaller Wasserfall

Bei trockenem Wetter sicher ein schöner Picknickplatz, aber man muß sie nicht zwangsläufig gesehen haben – spektakulär ist sie nicht; vielleicht liegt es aber auch an meiner noch lustlosen Haltung, daß ich ihr hier so wenig abgewinnen kann. Also Rückweg Richtung Romkerhalle. Und da reißt der Himmel auf, sendet die Sonne ihre Strahlen auf die noch regennassen Gräser, die wie mit Perlen übersät zu glitzern beginnen; erwärmt die Steine im Bach, so daß die Feuchtigkeit verdampft und alles in einen romantischen Dunst hüllt. Tropfenperlen rieseln auch über blühenden Fingerhut am Wegrand, und da kann ich nicht zurückstehen: auch mir leuchtet die Sonne ins Herz, fällt alles Vorangegangene von mir ab, öffnet sich langsam meine Seele für die Schönheit der Natur. Derselbe Weg zurück ist nun licht und sonnendurchflutet. Schon habe ich Romkerhalle erreicht, betrachte den dortigen – künstlichen – Wasserfall, der heute auch ordentlich Wasser führt, überquere die Straße und beginne die eigentliche Wanderung.

Perlengräser

Perlengräser

Am Wasserkraftwerk geht es nun vorbei und auf einem schmalen Pfad (Jägerstieg) steil bergauf. Das Ziel: die Hallesche Hütte auf den Ahrendsberger Klippen. Vor Jahren war ich hier schon einmal unterwegs, damals noch mit dem Hund, der jetzt, 15jährig, leider nicht mehr mitkann. Ich hatte den Pfad steiler in Erinnerung, als er mir heute vorkommt, doch dann stoße ich auf ein mir nicht mehr im Gedächtnis gebliebenes Hindernis: Klippen im Wald und ein Pfad, der an dieser Stelle nicht mehr erkennbar ist. Ich bin mir unsicher, wie es damals hier weiterging; ausgeschildert ist auch nichts, und so kraxle ich den Hang kurzerhand wieder hinunter, da ich der Meinung bin, am Fuß des Hanges zu früh nach oben abgebogen zu sein. Später lese ich, daß ich am Fuß der Klippen hätte nach links gehen müssen, um den Pfad wiederzufinden, und vor Jahren hatte mich hier der Hund geführt, der anhand des Geruchs der Gehspuren den richtigen Weg leicht gefunden hatte. Ich war also heute zwar richtig gegangen, aber nicht mutig genug gewesen. Am Fuß des Hangs angekommen, nehme ich den nächsten Weg schräg bergauf. Dieser Weg ist weniger steil, dafür aber bin ich eine gefühlte Endlosigkeit durch immer dichter werdendes pfadbegleitendes Gestrüpp unterwegs, bis ich endlich auf der Höhe ankomme. Und das natürlich auch nicht direkt an der Halleschen Hütte, sondern viel weiter östlich auf der Forststraße „Kniepweg“, der ich in westlicher Richtung bis zum „Klippenweg“ folge, der wiederum mich schließlich zur Halleschen Hütte führt – eine kleine hölzerne Schutzhütte hoch oben auf den Ahrendsberger Klippen, von der aus man einen wunderbaren Ausblick auf die Berge des Okertals hat – fast wie von einem Adlerhorst aus…

Blick von der Halleschen Hütte auf die Berge des Okertals

Blick von der Halleschen Hütte auf die Berge des Okertals

Nach Aussichtsgenuß und Vesper geht es über den Klippenweg zurück, aber über die Kniepwegkreuzung hinaus durch den Wald bis zum Waldpädagogikzentrum Haus Ahrendsberg. Von hier aus geht es wieder bergab, leider auf Asphalt, durch Wald hinunter zum Okerstausee und an diesem entlang zur Staumauer. Viele winzige Erdkröten sind unterwegs, haben offenbar ihr Laichgewässer gerade erst verlassen; überall hüpft und springt es und man muß aufpassen, die kleinen Tierchen nicht zu zertreten.

Winzige Erdkröte - Bufo bufo

Winzige Erdkröte – Bufo bufo

Espenrinde - Populus tremula

Espenrinde – Populus tremula

Am Ufer stehen Espen, deren Laub bei jedem kleinen Windhauch zu wispern beginnt; und heute fällt mir das erste Mal auf, daß Espen eine beigefarbene Rinde mit dunkelbraunen Querstreifen und Astansätzen besitzen, eigentlich eine recht markante Zeichnung. Schließlich erreiche und quere ich die in den 50er Jahren erbaute und mittlerweile videoüberwachte Staumauer, werfe noch einen letzten Blick auf den Stausee und wandere an der Straße entlang nach Romkerhalle zurück, von einem Eichhörnchen und zwei Eichelhähern unterhalten. Am Parkplatz angekommen, erfreut mich noch eine lustig hin- und hertrippelnde Bachstelze, dann ist der erste Wandertag zu Ende.

Okertalsperre

Okertalsperre

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