Oberharz – Gewitter in einer Wasserlandschaft

Gräser am Fortuner Teich

Gräser am Fortuner Teich

10.07.2014: Parkplatz Brockenblick bei Clausthal-Zellerfeld – Fortuner Teich – Jägersbleeker Teich und Weppner Hütte – Polsterberger Hubhaus – Parkplatz Polsterhai – Huttaler Widerwaage – Entensumpf – Nassenwieser Teich – Bärenbrucher Teich – Braunseck – Brautbrunnen – Hangental – Huttal – Parkplatz Polsterhai – Polsterberger Hubhaus – Jägersbleeker Teich und Weppner Hütte – Fortuner Teich – Parkplatz Brockenblick

Das Oberharzer Wasserregal besteht besonders um Clausthal-Zellerfeld herum aus einer Vielzahl von Teichen, Dammsystemen und Wasserläufen, die vor allem im 16. und 17. Jahrhundert gebaut wurden, um mit Energiegewinnung durch Wasserkraft Wasser aus tief gelegenen Bergbaustollen zu entfernen. 2010 wurden die noch verbliebenen Anlagen zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt; wikipedia bietet dazu eine für nur mäßig interessierte Laien wie mich recht gute Einführung in dieses Wasserwirtschaftsprinzip.

Fortuner Teich

Fortuner Teich

In diese Gegend – um Clausthal-Zellerfeld – führt meine heutige Wanderung. Los geht’s auf dem kleinen Parkplatz „Brockenblick“ kurz vor der Ortschaft, mitten im Wald. Vielleicht hat man früher mal von hier aus den Brocken gesehen, jetzt allerdings sieht man nur Bäume. Das Wetter ist sommerlich sonnig, aber recht schwülwarm; für den Abend sind Gewitter angekündigt. Froh gestimmt gehe ich los, zunächst auf einer geschotterten Forststraße durch Wald, bis der erste Teich tiefblau herüberschimmert: ich bin am 1721 angelegten Fortuner Teich angelangt, der laut Infotafel die Erzgruben Carolina und Dorothea versorgte. Am Ufer blühen Gräser und Blumen, im Gegensatz zu der vielfältigen Wasservogelwelt, die ich aus Bayern gewöhnt bin, sieht man hier allerdings keine Vögel. Vielleicht sind sie hier auch nur scheuer und verbergen sich in der Ufervegetation, vielleicht muß man sich viel Zeit nehmen, um sie hier zu entdecken. Aber die Zeit nehme ich mir nicht, da die geplante Wanderung recht lang ist und ich möglichst vor den angekündigten Gewittern zurück sein will. Ich gehe also am Fortuner Teich entlang, bis ein schmaler Pfad am Ostende nach Süden abbiegt. Diesen Pfad folge ich zum Südende des Teiches, der in eine Sumpffläche übergeht. Nach einiger Zeit erreiche ich wieder eine Forststraße und sehe schon den Jägersbleeker Teich mit der Weppner Hütte vor mir liegen. Umweltschützer haben hier eine rabiate Warnung hinterlassen, man scheint hier eher auf die autoritäre denn auf die pazifistische Problemlösung zu setzen.

Eine Warnung

Eine Warnung

Hutthaler Teichdamm

Hutthaler Teichdamm

Und weiter geht’s auf der Forststraße nach Osten, bei der nächsten Gabelung nach ein paar Meter nach links (Norden), dann auf schmalem Pfad wieder nach Osten zum Polsterberger Hubhaus, heute eine Gaststätte mit Biospeisenangebot. Direkt hinter dem Hubhaus führt wieder eine Forststraße, diesmal asphaltiert, zum Parkplatz Polsterhai, an dem ich die B242 kreuze und einer weiteren Forststraße – wieder auf Schotter – nach Süden und bergab folge. Aber schon nach etwa einem halben Kilometer biegt ein Pfad nach rechts auf den Hutthaler Teichdamm ab und führt an einem Graben entlang bis zur Hutthaler Widerwaage, ein kleines Becken, das ein Verbindungsstück zwischen zwei Teichen bzw. den zu- und ableitenden Gräben darstellt. Das Becken ist vollständig mit Wasserlinsen bedeckt und daher reichlich grün.

Huttaler Widerwaage

Huttaler Widerwaage

Entensumpf

Entensumpf

Noch ein Stückchen bergauf, dann mündet der Pfad auf eine Forststraße, die zum Entensumpf – wieder einem Bergbauteich – führt; in dieser Gegend befindet sich auch der Innerstesprung. Ein Pfad führt mich vorbei am Entensumpf zum Oberen Nassenwieser Teich; hier wiederum führt eine Forststraße nach Südwesten Richtung Buntenbock, der ich folge, bis ein pfadförmiger Abzweig nach Süden zwischen dem Ziegenberger und dem Bärenbrucher Teich hindurchführt. Tiefblau schimmern die Teiche im Sonnenlicht, doch in der Ferne sieht man bereits erste Wolken heranziehen. Quellwolken noch, die aber bereits anfangen, sich leicht zu türmen. Wieder geschotterte Forststraße, dann ein Abzweig nach Osten zum Braunseck, einer Hütte im Wald. Von hier aus wandere ich am Brautbrunnen vorbei durch das Hangental hinab am Bach entlang immer geradeaus nach Nordosten, bis zur Querung des Bachs „Alte Riefensbeek“. Hier geht es wieder links hinauf durch das Huttal auf geschotterter Forststraße. Ich gehe schnell, denn die Wolken sind näher gezogen und schimmern turmhoch durch die Baumwipfel, in der Ferne ertönt ein erstes Grummeln. Die für den Abend angekündigten Gewitter sind weit früher aufgezogen als gedacht.

Bärenbrucher Teich

Bärenbrucher Teich

Etwa auf halber Strecke zurück zum Parkplatz Polsterhai geht es los. Blitze zucken, sofortiger Donner folgt, das Gewitter ist direkt über mir, im Wald. Ein Unterstand ist nicht in Sicht, ich lege mich an den Rand der Forststraße auf den Boden – die einzige relativ freie, auch baumwurzelfreie Stelle. Es ist nicht nur Regen, was jetzt herunterkommt. Hagelkörner springen über den Weg, über mich hinweg und auf mich herab. Etwa zehn Minuten lang hagelt es, dann zieht das Gewitter weiter. Doch in der Ferne grummelt es erneut. Schnell aufgestanden, hastig weiter – die Forststraße hinauf, über die Bundesstraße, zurück zum Polsterberger Hubhaus.Kurz vor dem Haus haben mich die nächsten Gewitterwolken erreicht, und ich beschließe, das Gewitter dort drinnen abzuwarten. Es ist leer hier, am frühen Nachmittag, ich bin der einzige Gast und schaue hinaus auf den Platzregen. Diesmal ist kein Hagel dabei… Als der Regen dünner wird, breche ich erneut auf. Man sieht über den Wäldern schon das nächste Gewitter heranziehen, und das Stück Weg, das jetzt noch vor mit liegt, führt an zwei Teichen vorbei. Die Gewitterpause muß also gut und schnell genutzt werden. Zügig gehe ich als zurück zum Jägersbleeker Teich, dann kommt das lange Pfadstück am Fortuner Teich entlang. Blitz und Donner folgen in kürzer werdenden Abständen, schwarze Wolken ziehen an den Teich heran. Eine gefährliche Schönheit, die es wert gewesen wäre, fotografisch festgehalten zu werden; allein ich möchte die Pause jetzt nicht machen. Der Pfad ist durchweicht und rutschig, erst neben dem Sumpf, dann neben dem Teich… endlich erreiche ich den Teichdamm mit Forststraße. Noch an die 200 Meter am Teich entlang, wieder beginnt es zu regnen, wenn auch noch nicht allzu stark. Noch ein halber Kilometer bis zum Auto… kaum habe ich es erreicht, geht es richtig los, ohne Hagel zwar, dafür schüttet es in einer Intensität und Länge, die ich nicht unterwegs hätte erleben wollen. Was für ein Tag! Aber schön war es trotzdem!

Gewöhnlicher Wasserhahnenfuß - Ranunculus aquatilis

Gewöhnlicher Wasserhahnenfuß – Ranunculus aquatilis

Dieser Beitrag wurde unter Landschaften, Neu abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.