Rund um Hasselfelde

Am Eichenberg

Am Eichenberg

17.07.2014: Hagenmühle Hasselfelde – Eichenberg – Rotestein – Stemberghaus mit Harzköhlerei – Mittelteich – Hasselfelde – Hagenmühle Hasselfelde

Heute gehe ich vom Wanderparkplatz an der Hagenmühle in Hasselfelde los. Mein Weg führt mich zunächst schnurgeradeaus und leicht bergauf, vorbei an Kornfeldern, über die man einen aussichtsreichen Blick auf Hasselfelde mit seiner markanten Kirche zurückwerfen kann. Auch heute säumen den Weg zahlreiche Blüten, die ebenso zahlreiche Schmetterlinge anlocken. Am Waldrand angekommen, führt der Weg geradeaus weiter, nun aber bergab und an der nächsten Kreuzung rechts am Bach entlang. Ein lichter Wald ist es, sommerlich sonnendurchflutet. Wald wechselt mit offenem Gelände ab, als der Weg zum Eichenberg nach Norden abzweigt. Und einsam ist es hier, allzu viele Wanderer scheint die Gegend unverdienterweise nicht anzuziehen. Wieder im Wald angekommen, zweigt ein schmaler, unbeschilderter Pfad zum Rappbodeblick auf dem Eichenberg ab.

C-Falter - Nympahlis c-album

C-Falter – Nymphalis c-album

Eichelhäher - Garrulus glandarius

Eichelhäher – Garrulus glandarius

Rappbodeblick

Rappbodeblick

Dichtes Gebüsch umsäumt ihn, vor allem Him- und Brombeersträucher. Auf einer Buche sitzt ein Eichelhäher und blickt auf mich herab; als er bemerkt, daß ich ihn beobachte, fliegt er rasch fort. Im Waldesdunkel leuchten knallrot die Beeren des Roten Holunders, während der Pfad immer schmaler und immer stärker überwachsen wird. Auch der Rappbodeblick gibt nicht, wie vermutet, einen weiträumigen Blick auf die Rappbodetalsperre frei; das Wasser schimmert nur ahnungsweise durch die Bäume hindurch. Trotzdem ist handelt es sich um ein schönes, wildromantisches Wegstück, das mich nun den Eichenberg wieder hinab auf eine geschotterte Forststraße führt. Wieder gaukeln zahlreiche Schmetterlinge an den Wegrändern einher, fliegen vor meinen Schritten auf und lassen sich erneut auf Blüten nieder.

Landkärtchen - Araschnia levana

Landkärtchen – Araschnia levana

Schwarzkolbiger Dickkopffalter - Thymelicus lineola

Schwarzkolbiger Dickkopffalter – Thymelicus lineola

Acker-Glockenblume - Campanula rapunculoides

Acker-Glockenblume – Campanula rapunculoides

An der nächsten Gabelung biege ich nach rechts ab, leider auf Asphalt. Die Straße führt ein Stück weit um die Rappbodetalsperre herum, allerdings nicht in Sichtweite des Wassers. Dennoch muß ich sie gehen, um zum nächsten Aussichtspunkt zu kommen, dem etwa drei Kilometer entfernten Rotestein. Hier endlich hat man wirklich einen schönen Blick auf den See, und das von einem wunderbar idyllischen, burgartig ummauerten Rastplatz. Eine Infotafel zeigt dem Besucher Bilder aus der Zeit vor 1952, also vor der Zeit der Talsperre. Erst dadurch wird einem bewußt, welch gewaltiger Einschnitt in die Landschaft durch die Talsperren vorgenommen wurde. So heißt es hier: „Einsamkeit und Abgeschiedenheit prägten bis 1952 die Umgebung des Rotesteins. Unterhalb des markanten Felsens Rotestein erstreckte sich das schmale Tal der Rappbode. Die artenreichen Feucht- und Nasswiesen dienten der Heugewinnung. Trollblumen und Orchideen waren hier zu finden. Die weiten Wälder an den Hängen und auf den Hochflächen wurden forstwirtschaftlich und zur Waldweide genutzt. Flurnamen, wie der benachbarte Kohlenberg, verweisen heute noch darauf, dass einst das Köhlerhandwerk die Gegend prägte. Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten Sommerfrischler und Erholungssuchende die reizenden Bachtäler des Harzes.“

Rotestein

Rotestein

Kaisermantel - Argynnis paphia

Kaisermantel – Argynnis paphia

Der Weiterweg erfolgt zunächst ein Stück weit auf demselben Weg, auf dem ich auch zum Rotestein gekommen bin. Dann zweigt ein dunkler Waldweg Richtung Stemberghaus nach Osten ab und führt mich zur B81, die ich queren muß. Auf der anderen Seite der Bundesstraße steht man sofort vor der Harzköhlerei Stemberghaus. Leider haben mehrere Reisebusse gerade ihre Menschenmassen hier abgeladen, so daß ich auf einen Besuch der Schauköhlerei verzichte und rechts des Hauses in den Wald hineinwandere. Hier verläuft auch der Harzer Hexenstieg, dem ich von nun an bis zum Ausgangspunkt der Wanderung an der Hagenmühle folge. Der Köhlerpfad, der hier anfangs durch den Wald verläuft, erzählt dem Besucher auf Infotafeln und mit Schauwerkzeug allerlei Wissenswertes über die Köhlerei. An einer Stelle des Weges findet sich eine Ansammlung von Waldameisen, die ihrer Rolle als Waldpolizei gerecht werden und eine tote Spitzmaus vorbildlich entsorgen.

Waldameisen an toter Spitzmaus

Waldameisen an toter Spitzmaus

Großer Kohlweißling - Pieris brassicae

Großer Kohlweißling – Pieris brassicae

Esche - Fraxinus excelsior, der germanische Weltenbaum Yggdrasil

Esche – Fraxinus excelsior, der germanische Weltenbaum Yggdrasil

Schließlich erreiche ich eine Landstraße und quere sie an einer schönen Esche; von jetzt an führt der Weg nicht mehr durch Wald, sondern am Waldrand entlang durch eine Wiesenlandschaft. Hasselfelde ist schon gut sichtbar. Am Waldrand entdecke ich eine mir nicht bekannte, gelbblühende, buschig wachsende Pflanze mit fünfzipfeliger Blüte. Später erfahre ich: es handelt sich um eine ursprünglich aus der Türkei stammende, in Gärten kultivierte Zierpflanze, die sich aus Gärten heraus allmählich an feuchten Standorten ausbreitet, genauer gesagt um den Punktierten Gilbweiderich.

Punktierter Gilbweiderich - Lysimachia punctata

Punktierter Gilbweiderich – Lysimachia punctata

So friedlich die Landschaft hier auf den Besucher wirkt, so unfriedlich ist deren Geschichte, wie eine Infotafel erzählt. Darauf heißt es über den Hohen Berg, auf dem der Wald steht, an dem ich entlanggehe: „Im 2. Weltkrieg ab 16. April 1945 hart umkämpfter Berg, der von drei Kompanien der Division „Potsdam“ verteidigt wurde. Am Nachmittag des 18. April wurde er vom 18. Infanterie-Regiment der 1. Infanterie-Division der US-Armee mit Panzer- und Artillerie-Unterstützung eingenommen. Die Deutschen zogen sich nach Osten in Richtung Windenhütte zurück. Damit endeten die Kämpfe um Hasselfelde. Bei den Kampfhandlungen starben 30 deutsche und 60 amerikanische Soldaten“. – Unwirklich in dieser idyllischen Sommerlandschaft! Passender zur Landschaft einige kunstvoll arrangierte Kuhglocken sowie Kuhskulpturen.

Kornfeld bei Hasselfelde

Kornfeld bei Hasselfelde

Nilgans - Alopochen aegyptiacus

Nilgans – Alopochen aegyptiacus

Kuhglockenkunst

Kuhglockenkunst

Der erdige Feldweg führt mich nun weiter zwischen Kornfeld und Wiesen hindurch; zwischen den Bäumen am Wegrand weckt ein Vogel meine Aufmerksamkeit, der auf der Wiese äst. Ein bunter Vogel – eine Nilgans! Die Nilgans zählt zu den Neozoen und breitet sich, wohl ausgehend von einer holländischen Population aus Gefangenschaftsflüchtlingen, seit einigen Jahren rasant über Mitteleuropa aus. Ihre ursprüngliche Heimat ist Afrika, eventuell war sie in früherer Zeit bis in den Balkan hinein verbreitet. Trotz ihrer starken Ausbreitung hierzulande habe ich bisher noch keinen Vogel dieser Art zu Gesicht bekommen – das ist mein erster! Und wo einer ist, sind vielleicht noch mehr…

Nilgansfamilie

Nilgansfamilie

Jenseits der Wiesen liegt der Mittelteich, kurz vor Hasselfelde. Zwar führt mein Weg mich nicht direkt daran vorbei, aber ein Blick auf die Teichfläche kann nicht schaden. Und siehe da: auf dem Gewässer schwimmt der zweite Partner mit sechs Jungvögeln! Fasziniert betrachte ich diese bunten, fremden Vögel. Vielleicht besetzten ja die Nilgänse hier im Harz die Lücke in der Vogelwelt, die die wasservogelarmen Harzseen, vielleicht mangels Besiedelungstradition, offenbar offengehalten haben… Der Höhepunkt des Tages ist mit dieser Beobachtung eindeutig bestimmt. Frohgemut wandere ich nach einer längeren Beobachtungszeit hinein nach Hasselfelde, werfe noch einen Blick auf die wunderschöne evangelische Kirche St. Antonius und gehe zurück zum Parkplatz an der Hagenmühle.

Evangelische Kirche St. Antonius in Hasselfelde

Evangelische Kirche St. Antonius in Hasselfelde

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