Wundervolle Harzsichten

Carlshausturm

Carlshausturm

24.07.2014: Sophienhof – Haltepunkt Sophienhof – Carlshausturm – Walzenhütte – Stollborn – Dreiherrenstein – Stierbergsteich – Sophienhof

Das kleine Dörfchen Sophienhof, dessen bekannteste Stätte die dort angesiedelte Ziegenalm mit Schaubauernhof und kleinem Ziegenproduktelädchen ist, ist heute Ausgangspunkt unserer Wanderung, die wiedermals äußerst empfehlenswert ist. Vom Parkplatz nahe der Ziegenalm, direkt neben einem kleinen Teich, wandern wir die Dorfstraße entlang zunächst nach Nordosten, dann nach Nordwesten aus dem Dorf heraus; halten uns auf idyllischen Grasweg an einem kleinen Teich links und erreichen, hangabwärts gehend, den Haltepunkt Sophienhof an einem Bahngleis. Wir queren die Gleise und steigen anschließend einen kurzen, aber extrem steilen Hang hinauf – er hat eine so große Steigung, daß die Gastrocnemius-Muskeln durch die Dehnung zu schmerzen beginnen. Zum Glück haben wir es bald geschafft; der anschließende Waldweg erlaubt wieder ein gemütliches Genußwandern. Spuren menschlicher Nutzung sind ebenfalls anzutreffen, an einer Stelle finden wir ein im Wald verirrtes dunkelrotes Gummibärchen, das uns vom Waldboden entgegenleuchtet. Hilfsbereit sind wir an dieser Stelle jedoch nicht und überlassen es seinem Schicksal, womöglich einer braunen Waldmaus zu begegnen. Bald öffnet sich der Wald, und durch die Bäume sehen wir unser erstes Ziel, den Carlshausturm, herüberschimmern. Aber noch ist ein Stück zu gehen; am Waldrand sind erneut zahllose Schmetterlinge zu bewundern, auch die wunderhübschen kleinen, leuchtorange gefärbten Dukatenfalter. Am Wegrand blühen Fingerhut, Weidenröschen und Glockenblumen.

Dukatenfalter - Lycaena virgaureae

Dukatenfalter – Lycaena virgaureae

Verirrtes Gummibärchen

Verirrtes Gummibärchen

Dann steigen wir einen letzten Hang empor und stehen vor dem Carlshausturm. Erstmals errichtet wurde er 1901, ein zweites Mal 1998. Hundertfünfundfünfzig Stufen müssen wir hinauf, dann stehen wir oben. Und von hier aus hat man wirklich die schönste Aussicht über den Harz, die man sich vorstellen kann. Waldflächen, soweit das Auge reicht, und in der Ferne die Harzhöhen. Brocken, Wurmberg, Hohnekamm, Acker… wir schaffen es leider nicht, alle zu benennen, die wir entdecken, genießen aber die weite Sicht. Noch scheint die Sonne, es ziehen zwar Wolken auf, aber diese sehen recht harmlos aus. Erst nach langem Schauen steigen wir wieder hinunter und wandern leicht bergab zu einem Forstgebäude, an dem wir uns links halten. Nun folgt ein unbequemes Wegstück auf einer Forststraße, deren Decke gerade erneuert wird und im Moment aus groben Steinen besteht. Eigentlich kann man hier gar nicht laufen, glücklicherweise besteht an deren Rand ein Trampelpfad, auf dem man besser vorankommt. Dann gehen die groben Steine wieder in Kies über. Unser nächstes Ziel ist die Walzenhütte; um dorthin zu gelangen, dürfen wir nicht auf der Forststraße bleiben, sondern zweigen auf schmalerem Waldweg, der in Pfade durch sumpfiges Geländer übergeht, spitzwinklig nach rechts ab. Nun beginnt es zu regnen, die Wolken haben sich verdichtet und laden erste Wasserfrachten auf unsere Köpfe ab. Nichtsdestotrotz ist es sehr schön, hier in dieser Abgelegenheit zu wandern.

Blick vom Carlshausturm

Blick vom Carlshausturm

Dreiherrenstein

Dreiherrenstein

Die Walzenhütte ist nur eine Schutzhütte, in der wir eine Vesperpause einlegen; dann gehen wir weiter, queren die nahegelegene Bahnlinie, wandern auf gekiester Forststraße Richtung Buchenberg bis zum Knotenpunkt Stollborn. Hier biegen wir nach links auf einen kleineren Waldweg ab, erreichen nach kurzem Gehen erneut die Bahnlinie und wandern ein Stück weit parallel daran entlang. Ein unscheinbarer Wegweiser leitet uns über die Schienen hinweg zum Dreiherrenstein – der jedoch ist reichlich unscheinbar. Wir hätten doch etwas Spektakuläreres erwartet, aber es steht in sumpfigem Gelände nur ein kleines, graues, moosbewachsenes Steinchen. Nun ja, nun wissen wir es! Und gehen wieder über die Gleise sowie an der nächsten Kreuzung nach rechts, um zum Stiersbergteich zu gelangen. Als nach halbstündigem Gehen der Teich immer noch nicht vor uns auftaucht, befürchten wir schon, falsch abgebogen zu sein, aber just in diesem Moment sehen wir das – laut Hinweisschild videoüberwachte – Gewässer vor uns liegen. Am jenseitigen Ufer steht ein Graureiher im Schilf, erhebt sich aber mit rauhem Schrei, als er uns herankommen sieht; weniger scheu ist die Bläßhuhnfamilie, die zwischen Wasserpflanzen nach Nahrung sucht und hin und wieder ihre metallischen, harten Rufe ertönen läßt.

Fichtenkreuzschnabel - Loxia curvirostra

Fichtenkreuzschnabel – Loxia curvirostra

Stiersbergteich

Stiersbergteich

Wir gehen nun im Regen bergauf zunächst nach Süden, dann auf einer Forststraße durch Wald an einem Bachlauf entlang nach Osten. Schon der nächste Abzweig führt uns wieder nach Süden, der Weg weicht hierbei allerdings zunehmend einem tiefgrundigem Schlamm, durch den man vorzugsweise über die wenigen erhöhten Stellen balanciert. Kurz vor der Fahrstraße nach Sophienhof biegen wir auf einen Waldrandweg nach Sophienhof ab, der Regen hat mittlerweile aufgehört. Erneut sehen wir Schmetterlinge spielen, auf den Wiesen vor Sophienhof bilden frischgepreßte Heurundballen eine idyllische Landschaftsmalerei, und in der Ferne sehen wir sogar einen Fuchs in den Wald zurückschleichen. Wir wandern nach Sophienhof hinein, entdecken faszinierenderweise noch ein Paar Fichtenkreuzschnäbel (in meinem Leben eine Erstbeobachtung :-) und machen anschließend noch einen kleinen Abstecher zur Ziegenalm, wo unbedingt Eis aus Ziegenmilch probiert werden muß. Überraschung: man schmeckt fast gar nicht, daß es sich dabei um ein Ziegenprodukt handelt. So sind wir auch heute nicht nur um eine Erfahrung reicher geworden.

Sophienhof

Sophienhof

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