Rundweg um den Dümmer

19.04.2015: Lembruch – Beobachtungsturm Ost – Hüde – Beobachtungsturm Süd – Beobachtungsturm West – Olgahafen – Beobachtungsturm Nord – Lembruch. Eine schöne Beschreibung der Route findet sich hier.

Heckenbraunelle - Prunella modularis

Heckenbraunelle – Prunella modularis

Heute: die erste Erkundungstour in der neuen, näheren Umgebung. Der Dümmer ist als Gebiet für gute Vogelbeobachtungen recht bekannt, und so mache ich mich auf den Weg dorthin. Ein guter Startpunkt ist der Parkplatz am Lohnewinkel in Lembruch. Von hier aus geht es ein paar hundert Meter durch das Dorf geradeaus bis zum See. Am See angekommen, stellt sich die Frage: rechts oder links? Ich gehe nach links, Süden, zwischen dem Dorf Lembruch und dem Dümmer See entlang. Die Uferpromenade wirkt recht touristisch, man geht auf befestigtem Weg an Hafen und Imbißbuden vorbei. So früh im Jahr ist allerdings noch recht wenig Betrieb hier, im Hochsommer dürfte das anders aussehen. Dennoch fällt bereits eine reiche Singvogelwelt auf. Die ersten Rauchschwalben fliegen und die ersten Stare, im Ufergebüsch ruft der Zilpzalp, und auf einer Metallstange sitzt eine Heckenbraunelle und singt aus voller Kehle. Selten, daß man diesen Vogel so frei und offen sitzen sieht!

Rauchschwalbe - Hirundo rustica

Rauchschwalbe – Hirundo rustica

Ufer bei Lembruch

Ufer bei Lembruch

Auf einer Brücke passiere ich die ausmündende Grawiede und beobachte ganz nah einen Haubentaucher, der sich prachtvoll in der Sonne präsentiert. Ein Stückchen weiter führt ein neuer Holzsteg hinein in das Schilfdickicht; an dessen Ende steht eine Beobachtungsstation, in der man, von einer Bretterwand getarnt, Vögel beobachten kann. Allerdings ist im Moment nicht viel los, und so gehe ich auf den Rundweg zurück. An jedem Ufer ist ein Beobachtungsturm aufgestellt; vom Beobachtungsturm Ost, den ich als nächstes erreiche, schaut man auf das vorgelagerte Gebiet „Hohe Sieben“, wo sich Graugänse und ein Fasanenpaar tummeln. Während des Gehens denke ich über die neue Umgebung nach. Die Vögel sind teilweise vertraut, aber das Licht fällt anders, und die Landschaft hat einen fremden Charakter. Auch die Gesichtszüge der Menschen sind fremd wie ihre sprachlichen Besonderheiten und Wesenszüge. Für mich als Süddeutsche eine schwerere Umstellung als ein früherer Umzug nach Sachsen-Anhalt – so weit im Westen Deutschlands bin ich noch nie gewesen. Die Natur jedoch wirkt mit Zauberkräften auf mich ein, es gibt so viel zu entdecken.

Haubentaucher - Podiceps cristatus

Haubentaucher – Podiceps cristatus

Zilpzalp - Phylloscopus collybita

Zilpzalp – Phylloscopus collybita

Rohrammern zum Beispiel, im Süden eher selten, sind hier – und auch heute – nahezu ständige Begleiter im Schilf. Ich passiere Hüde mit Bootsanlegestelle und ebenfalls erschlossener Promenade. Eine Schild an einer folienbedeckten Uferfläche informiert: die Abdeckung ist ein Versuch, des Japanischen Knöterichs (Reynoutria japonica) Herr zu werden, der über Gartenabfälle an den Dümmer verschleppt wurde und die autochthone Uferflora zu verdrängen droht, etwa das Schilf als Heimat des Teichrohrsängers. Eine zweijährige Folienabdeckung soll das Absterben des Knöterichs bewirken. Ob das wohl funktioniert? Zweifel erscheinen mir angebracht.

Bekämpfung des Japanischen Knöterichs

Bekämpfung des Japanischen Knöterichs

Südufer des Dümmer

Südufer des Dümmer

Nach dem Passieren des Ortes Hüde wird der Weg etwas zivilisationsferner. Am Südufer zweigt ein Pfad – nur für Fußgänger, nicht für Radfahrer zugelassen – am Seeufer entlang ab. Radfahrer werden etwas seeferner geleitet. Seeblick hat man dennoch nur selten, ein dichtes Schilfufer versperrt den Blick. Kurz erhascht man einen Blick auf die Wasserfläche zweiter vorgelagerter Teiche mit Graugänsen, Reiher- und Tafelenten sowie einer Löffelente. Und natürlich fliegen überall Möwen. Im Gegensatz zum Ostufer hört man neben dem Zilpzalp auch öfter den Fitis singen; sein Ruf erinnert ein wenig an ein fallendes Blatt. Kurz vor dem südlichen Beobachtungsturm steigt ein Reh aus dem Schilf, verharrt auf dem Weg, um dann mit großen Sprüngen in das angrenzende Ochsenmoor zu entfliehen. Nun führt der Weg an einem noch ausgedehnteren Schilfgebiet entlang, in die hier zu hörenden Vogelstimmen muß ich mich erst noch einhören. Wieder Rohrammern, verschiedene Rohrsänger und der eine oder andere Feldschwirl mit seinem charakteristischen schnurrenden Gesang. Es folgt die Huntemündung mit zahlreichen Möwen und Kiebitzen auf der nebenan liegenden Moorfläche.

Fitis - Phylloscopus trochilus

Fitis – Phylloscopus trochilus

Reh - Capreolus capreolus

Reh – Capreolus capreolus

Huntemündung

Huntemündung

Trauerschwan - Cygnus atratus

Trauerschwan – Cygnus atratus

Der Weg am Westufer ist etwas eintöniger, führt auf sandigem, aber hartgefahrenem Weg in der prallen Sonne schnurgeradeaus. Zum Glück hat die Sonne noch keine Sommerkraft, sonst würde es hier schnell unerträglich. Nur ein kurzes Stück durch Bruchwald, die Dobben, bietet Schatten. Hier ertönen vor allem die Gesänge der Amsel, des Rotkehlchens und der Mönchsgrasmücke. Am wieder touristischen Olgahafen vorbei – mit Austernfischersichtung – geht es zum Nordufer weiter. Hier blickt man auf Salzwiesen, auf denen Grau- und Brandgänse sowie Höckerschwäne grasen. In weiter Entfernung jedoch ein schwarzer Punkt. Was ist das? Das Fernglas hilft: es ist ein Trauerschwan. Trauerschwäne sind eigentlich in Australien und Tasmanien beheimatet; aus Gefangenschaftsflüchtlingen ist jedoch eine Population in den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen entstanden. Faszinierend! Meine persönliche Erstbeobachtung in freier Natur! Derart seelisch erfrischt, wandere ich über die Lohneausmündung nach Lembruch zurück.

Rohrammer - Emberiza schoeniclus

Rohrammer – Emberiza schoeniclus

Austernfischer - Haematopus ostralegus

Austernfischer – Haematopus ostralegus

Lohneabfluss

Lohneabfluss

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