Eldorado für Silberreiher – Moorhofweiher im Herbst

Schilfdurchguck

Schilfdurchguck

13.11.2016/ 20.11.2016:Auch dieser Sonntag bringt, wie der letzte schon, Sonne mit. Wie schön! Erneut geht es ins Moorhof-Weihergebiet, glücklicherweise schon etwas zeitiger am Tag als am vorausgehenden Sonntag. Es ist auch bedeutend wärmer, deutlich in den Plusgraden.
Schon am Parkplatz bei Biengarten merke ich, dass mit den Plusgraden auch mehr Vogelleben unterwegs ist. Über mir ziehen Lachmöwen ihre Kreise, in durchaus großen Zahlen. Wieder geht es zwischen den Weihern hindurch. Ein Flug von 29 Silberreihern, von einer Joggerin aufgeschreckt, zieht über mich hinweg. Nichts ist gefroren, alle Weiher zeigen eine offene Wasserfläche – bis auf diejenigen natürlich, die abgelassen sind. Letzte Woche hatte der Frost das Weihergebiet fest im Griff, die meisten Teiche waren ganztägig von einer Eisschicht bedeckt.

Lachmöwe

Lachmöwe – Chroicocephalus ridibundus

In den Büschen am Wegrand sitzt hin und wieder eine Goldammer, erkennbar an der melancholischen Tonfolge, die über die Landschaft zieht. Eine Strophe, die mich immer wieder direkt ins Herz trifft – wäre da nicht heute so ein herrlicher, vollkommener Sonnenschein, der die Melancholie des Goldammerklangs verblassen läßt. Zwischen Hecke und Acker, den Moorhof in Sichtweite, geht es weiter nach Osten. Eine Lücke im Schilf läßt einen Blick auf den Großen Stichweiher zu – an die 200 Lachmöwen schaukeln wie kleine, weiße Boote auf den Wellen, die der fröhliche Herbstwind hervorruft.
Als ich auf die Feldstraße, die vom Moorhof nach Poppenwind führt, zugehe, höre ich schon von weitem die Gänse, die sich offenbar auf dem Großen Weiher aufhalten. Auch am Horizont sehe ich einen großen Schwarm wilder Graugänse fliegen.

Silberreiher - Casmerodius albus

Silberreiher – Casmerodius albus

Ich folge der Feldstraße Richtung Hesselberg. Rechts des Wegs liegt der schilfumsäumte Abelsweiher, an dessen östlichem Ende mehr als 20 Silberreiher stehen sowie einige Graureiher. Fasziniert beobachte ich die auffallenden Vögel. Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, in denen Silberreiher in Deutschland eine absolute Seltenheit waren. Hier an den Moorhof-Weihern haben sie ein wahres Eldorado gefunden, sind aber nach wie vor keine deutschen Brutvögel. Ihre Eleganz zeigt sich vor allem im Flug, wo sie heute gegen den strahlend blauen Himmel unfaßbar schön aussehen…

Silberreiher - Casmerodius albus

Silberreiher – Casmerodius albus

Es folgt der obligatorische Abstecher zum Großen Weiher. Ich hoffe, den Raubwürger von letzter Woche wiederzusehen, eine Art, die ich in meinem Leben zuvor noch nie gesehen hatte. Doch ich habe das Glück nicht ein zweites Mal – kein Raubwürger weit und breit zu sehen. Dafür ist der Große Weiher mit – sogar mehr als 30 (!) – Silberreihern besiedelt sowie mehr als 100 Graugänsen… – letzte Woche, bei Frost, ließ sich kein Wasservogel blicken.

Nördlicher Raubwürger - Lanius excubitor

Nördlicher Raubwürger – Lanius excubitor

Zurück geht es wieder auf die Feldstraße. Am nächsten Abzweig nach Norden will ich endlich erkunden, ob es sich hier wirklich um eine Sackgasse handelt oder ob der Weg vom Juli, den ich im Schilf verschwinden sah, vielleicht doch irgendwohin führt. Jetzt im Herbst, bei abnehmender Vegetation, sollte sich das leicht herausfinden lassen. Auf den angrenzenden Feldern sind Wacholderdrosseln unterwegs sowie ein großer Schwarm kleinerer Singvögel, die ich nicht gut genug ins Glas bekomme, um sie bestimmen zu können. Ein anderes Feld ist mit dem Schlick eines abgelassenen und ausgebaggerten Teiches bedeckt, erkennbar an den großen Muscheln, die auf dem Feld und auf dem Weg liegen.

5-muschel

Leider habe ich Pech – der Weg ist wirklich eine Sackgasse und endet vor einigen Gräben. Sicher, die wären überwindbar, aber so abenteuerlustig bin ich nicht und gehe zurück auf die Feldstraße nach Hesselberg. Den Ort verlasse ich nach Norden und biege beim nächsten Abzweig nach links wieder ins Weihergebiet ein. Zunächst auf Beton, dann auf Kies und Erde geht es Richtung Poppenwind, idyllisch in Waldesnähe. An einem Teich am Horizont stehen mehrere Graureiher sowie drei Nilgänse, eine nicht-heimische Art, demzufolge Neozoen. Über den Feldern rüttelt ein Turmfalke, stürzt zur Erde, greift sich einen Frosch und fliegt davon, wohl, um sich einen ruhigen Platz zum Futtern zu suchen.

Silberreiher - Casmerodius albus

Silberreiher – Casmerodius albus

Am Rande eines kleinen Wäldchens mache ich einen Abstecher zu weiter nordöstlich gelegenen Teichen. Hier waren in der letzten Woche mehrere Höckerschwäne gelandet; heute sitzen sie neben den Teichen und beschäftigen sich mit Gefiederpflege. Zwei Mäusebussarde kreisen über dem Wald und lassen ihre miauenden Rufe weit in die Landschaft schallen.

Höckerschwäne - Cygnus olor

Höckerschwäne – Cygnus olor

Bald habe ich Poppenwind erreicht und gehe am Gasthaus Walter südwestlich wieder Richtung Moorhof. Das Spiel aus Licht und Wolken am Himmel ist heute grandios. Über den Weihern sehe ich eine Wolke auftauchen, die einer Ente gleicht – dicht dahinter eine Falkenwolke, die die Ente jagt. Ob diese faszinierenden Wolkenbilder wohl eine Botschaft enthalten?

Wolkenspiel - Falke verfolgt Ente

Wolkenspiel – Falke verfolgt Ente

Nachdem die Entenwolke in der Sonne Zuflucht gefunden hat, gehe ich zwischen kleineren Weihern nach Westen, bis ich – hier muß ich einen Graben überwinden – den Großen Stichweiher erreiche. Letzte Woche war er zur Hälfte zugefroren; auf dem Eis saßen große Zahlen an Krickenten, vor dem Eissaum konnte ich fünf Löffelenten entdecken. Auch zwei Kanadagänse, Neozoen wie die Nilgänse, ließen sich blicken. Heute bleibt der Weiher weniger spannend. Neben Lachmöwen sind noch Graugänse, ein paar Höckerschwäne sowie einige Reiher- und Stockenten zu sehen.

Krickenten am Eissaum - Anas crecca

Krickenten am Eissaum – Anas crecca

Krick- und Löffelenten

Krick- und Löffelenten (Anas crecca, Anas clypeata)

Über ein nahegelegenes Feld huscht ein Fasan, fliegt auf und verschwindet im Schilf. Ganz am Ende meiner kleinen Wanderung entdeckt ich dann noch ein Juwel: ein Eisvogel fliegt pfeilgerade quer über einen Weiher, blau schillernd im Sonnenlicht. Was für ein schöner Tag! Mein innerer Sonnenspeicher ist jedenfalls wieder aufgefüllt!

Höckerschwäne - Cygnus olor

Höckerschwäne – Cygnus olor

Und weil es so schön ist – noch ein Bild des Wolkenspiels…

Wolkenspiel

Wolkenspiel

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