Moorhof-Weihergebiet

16.07.2016: Biengarten – Moorhof – Hesselberg – Poppenwind – Biengarten

Blutweiderich - Lythrum salicaria

Blutweiderich – Lythrum salicaria

Meine erste Wanderung in Franken, zumindest, seitdem ich in Franken wohne. Das Moorhof-Weihergebiet ist es, das mich heute anzieht. Eigentlich kann man auch nicht von einer Wanderung sprechen, es ist mehr ein etwas planloses Herumschlendern, um einen ersten Eindruck von der Landschaft zu bekommen. Weitere Besuche in diesem ornithologisch interessanten Gebiet sollen folgen. Zugegeben, der Juli ist nicht die beste Jahreszeit für Vogelbeobachtungen, auch nicht an dieser Stelle. Vom 01. März bis 31. August sind zudem aufgrund der Brutzeit sämtliche Weiherdämme gesperrt, von denen aus man vermutlich den besten Blick auf die Flächen hat. Aber für einen ersten Eindruck reichen mir die momentan begehbaren Wege, und den einen oder anderen interessanten Vogel sieht man ohnehin auf jeder Wanderung, selbst in nicht besonders dafür bekannten Gegenden.

Star - Sturnus vulgaris

Star – Sturnus vulgaris

Graugänse - Anser anser im Flug

Graugänse – Anser anser im Flug

Nilgans - Alopochen aegyptiacus

Nilgans – Alopochen aegyptiacus

Mein Ausgangspunkt ist ein kleiner Parkplatz südlich von Biengarten. Man findet ihn, wenn man den kleinen Ort Richtung Kairlindach verläßt. Direkt gegenüber der Fahrstraße führt ein Schotterweg in das Weihergebiet hinein, zwischen Vockweiher und Schlattenweiher hindurchführend. Diesem Weg folge ich. Die ersten mir hier begegnenden Lebewesen sind zahlreiche Frösche, die vor meinen Schritten vom Ufer in den Weiher flüchten. Über dem See schweben leicht die Lachmöwen, und ich sehe jetzt schon ein, daß ich einen Fehler gemacht habe: ich bin viel zu spät losgegangen. Am Parkplatz war ich um 9:30 Uhr, und aus dem weitgehend unbeschatteten Weihergebiet schlägt mir bereits jetzt eine große Hitze entgegen. Die Luft steht. Der ursprüngliche Plan war, bereits um 7 Uhr aufzubrechen; um diese Uhrzeit zeigte ein Blick aus dem Fenster jedoch einen bewölkten Himmel, worauf ich beschlossen hatte, der Müdigkeit nachzugeben und mich noch ein Stündchen hinzulegen…

Tagpfauenauge - Aglais io - Unterseite

Tagpfauenauge – Aglais io – Unterseite

Tagpfauenauge - Aglais io - Oberseite

Tagpfauenauge – Aglais io – Oberseite

Spitzes Pfeilkraut - Sagittaria sagittifolia

Spitzes Pfeilkraut – Sagittaria sagittifolia

Nun ja, nicht zu ändern. Dann also bei Hitze. Auf dem Damm neben dem Vockweiher sehe ich ein Paar der bunten Nilgänse, die sich seit einigen Jahren rasend über Deutschland ausbreiten. Ursprünglich beheimatet ist sie in Afrika, und das heutige mitteleuropäische Vorkommen soll auf Gefangenschaftsflüchtlinge zurückgehen. Auch Graugänse gibt es hier sehr zahlreich, sie werden mir noch an vielen Stellen im Weihergebiet wiederbegegnen. Auf einer kahlen, abgestorbenen Birke dösen Stare im Sonnenlicht, lassen sich von mir nicht beeindrucken. Weiter führt mich der Schotterweg zwischen weiteren Weihern hindurch, die fast alle mit teils jungeführenden Reiherenten besiedelt sind, bis er an einem Grasweg zwischen Feld und Schilf endet. Auf diesem Grasweg gehe ich nach Osten und erreiche schließlich wieder einen Schotterweg, dem ich bis zum Abzweig Richtung Moorhof folge.

Schwalbenschwanz - Papilio machaon

Schwalbenschwanz – Papilio machaon

Eisvogel - Alcedo atthis

Eisvogel – Alcedo atthis

Hier wende ich mich in die entgegengesetzte Richtung, nach Norden Richtung Poppenwind. Hier zeigt sich, daß nicht nur Vögel spannend sein können: erstmals in meinem Leben sehe ich einen überaus großen, gelbgefärbten Schmetterling über den Weg huschen: ein Schwalbenschwanz. Die an diesem Weg liegenden Teiche haben sich für mich als am spannendsten herausgestellt. Gerade der erste, sehr schmale Teich links des Weges hat es in sich. Neben mehreren Rohrsängern beobachte ich Bläßhühner, die ihren Jungen zärtlich Nahrungspflanzen reichen, einen Biber und als Krönung auch einen schillernden Eisvogel. Leider läßt er sich durch herannahende Menschen mit Hunden stören und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Der gegenüberliegende Weiher präsentiert mir als Highlight einen Haubentaucher mit bereits recht großem, aber noch gestreift gefärbten Jungvogel.

Haubentaucher - Podiceps cristatus mit Jungem

Haubentaucher – Podiceps cristatus mit Jungem

Bläßhuhn - Fulica atra -  füttert ein Junges

Bläßhuhn – Fulica atra – füttert ein Junges

Nach Poppenwind will ich aber noch nicht gehen, da ich das ganze Gebiet noch lange nicht umwandert habe. Also wende ich mich nach Süden zurück, Richtung Moorhof, und gehe kurz vorher – leider auf Asphalt – nach Osten, vorbei an weiteren Teichen mit Lachmöwen, Graugänsen und Reiherenten.

Lachmöwe - Chroicocephalus ridibundus

Lachmöwe – Chroicocephalus ridibundus

Schafstelze - Motacilla flava im Maisfeld

Schafstelze – Motacilla flava im Maisfeld

Breitblättriger Rohrkolben - Typha latifolia

Breitblättriger Rohrkolben – Typha latifolia

Ein Abzweig nach links ist als Sackgasse ausgeschildert, die ich in Kauf nehme in der Hoffnung, auf einem Weg mit weniger vorbeikommenden Radfahreren und Spaziergängern noch den einen oder anderen Vogel entdecken zu können. Die Hoffnung erfüllt sich: ich entdecke Rohrammern und Neuntöter. Das Schild hat allerdings nicht getrogen, die Sackgasse endet am „Großen Weiher“. Somit kehre ich zurück auf den asphaltierten Feldweg, folge ihm weiter nach Osten. Im Maisfeld links des Weges entdecke ich eine Reihe von gelb leuchtenden Schafstelzen, dann kommt der nächste Abzweig nach links, diesmal nicht mit „Sackgasse“ ausgeschildert. Hoffnungsvoll folge ich ihm, mittlerweile schon in sengender Mittagshitze. Leider trügt die Hoffnung, auch dieser Weg ist eine Sackgasse, die an drei Weihern endet. Mit rauhem Ruf steigt eine Nilgans in den Himmel; eine andere führt fünf Gössel, weit entfernt in der Nähe des gegenüberliegenden Ufers. Auch ein Reh springt auf und verschwindet in ein kleines Wäldchen. Mir bleibt leider nichts anderes übrig, als umzukehren; zwar führt ein überwachsener Weg zwischen den Teichen weiter, aber ich will die Vogelbrut ja nicht stören…

Neuntöter - Lanius collurio, männlich

Neuntöter – Lanius collurio, männlich

Nilgans - Alopochen aegyptiacus - mit Gösseln

Nilgans – Alopochen aegyptiacus – mit Gösseln

Endlich habe ich den Asphaltweg wieder erreicht und bin bald am Dorfrand von Hesselberg angekommen. An der nächsten Kreuzung wende ich mich auf der Fahrstraße nach Norden und befürchte schon, daß ich auf dieser bis nach Poppenwind gehen muß. Doch hier folgt eine positive Überraschung: ein geschotterter Feldweg zweigt nach Westen ab; dieser Weg, markiert mit einem grünen Kreis, führt mich zum Zwischenziel, vorbei an weiteren, allerdings weitgehend unbelebten Weihern (von einigen Graureihern, Stockenten und Lachmöwen einmal abgesehen) und zum Glück auch hin und wieder von Baumbestand beschattet. Erwähnenswert sind noch die wunderschönen, rotlila leuchtenden Blütenkerzen des Blutweiderichs, der im gesamten Weihergebiet bunte Akzente in die grüne Landschaft setzt.

Zitronenfalter - Gonepteryx rhamni - an Blutweiderich

Zitronenfalter – Gonepteryx rhamni – an Blutweiderich

Teichfrosch - Pelophylax esculentus

Teichfrosch – Pelophylax esculentus

In Poppenwind angekommen, entscheide ich mich, den Rückweg nicht erneut Richtung Moorhof anzutreten, sondern auf der Fahrstraße nach Biengarten zurückzugehen. Hier befinden sich weitere Weiher, die ich gerne in Augenschein nehmen möchte. Gleich nach Ortsausgang sonnen sich zahlreiche Frösche; auch – gezählt! – 129 Graugänse lagern dicht an dicht auf einer Wiese. Dennoch bin ich froh, als ich Biengarten erreiche, denn die Sonne brennt doch gehörig auf mich herunter. Eine letzte Überraschung wartet am Parkplatz auf mich: gegenüber stehen zwei Weißstörche in der Wiese und schauen zu mir herüber. Trotz sommerlicher Hitze also ein sehr lohnenswerter Ausflug. Ich nehme mir vor, spätestens im September wieder herzukommen, wenn die Weiherdämme begangen werden dürfen und die Zugzeit beginnt. Ach ja: die Weißstörche haben mir verraten, daß sie sich von Storch Heinar distanzieren!

Weißstorch - Ciconia ciconia

Weißstorch – Ciconia ciconia

Übersicht über Wege im Moorhof-Weihergebiet

Übersicht über Wege im Moorhof-Weihergebiet

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